Durchquerung von Thüringen – Etappe 3 und 4: Von Meiningen bis kurz vor Gera

Die Ortschaft Wasungen, einer Hochburgen des Thüringer Karnevals, hatten wir zu Fuss nach der 2. Etappe unserer Thüringen-Durchquerung erreicht.
Nun sollte es weitergehen, allerdings diesmal per Fahrrad.
Von Wasungen über Suhl, Bad Blankenburg (als Zwischenziel) und dann weiter über Pößneck bis kurz vor Gera.

2 Tage mit ungefähr 170km waren geplant…

Die Tourbeschreibung

Etappe 3: von Meiningen bis nach Bad Blankenburg

Wie man am Titel des Abschnittes lesen kann, war der Startpunkt doch am Ende nicht Wasungen. Zur unserer Enttäuschung, gab es 2 Stationen vor dem Ziel, auf den Bahnhof Meiningen, die Durchsage, dass es eine Fahrplanänderung gibt und erst 45min ein Zug nach Wasungen fährt.

Schade, aber 45min warten, um dann 13km zurück zu der Stelle zu fahren, an der wir gerade waren, empfanden wir dann noch als unnütz, zumal dann unser Zeitplan für den Tag ordentlich durcheinander gekommen wäre.

Also: Raus aus dem Zug, kurz orientieren, Komoot starten und los ging es…

Während die ursprüngliche Route recht gemächlich beginnen sollte (der Weg bis Meiningen sollte auch zum Warmfahren dienen), ging es direkt vom Bahnhof gleich recht steil 2km nach oben. Mit den Ortsausgang war der erste Berg geschafft und nur wenig später ging es nun flott wieder bergab: Durch die Autobahn A71 zur Ortschaft Rohr.

Rohr selbst fiel vor allem durch die alten und sehr schönen Fachwerkhäuser am Ende der Ortschaft auf. 350 Jahr alt und älter, mit den typischen kleinen Fenstern zwischen den Fachwerk und schön restauriert- einfach herrlich anzusehen.

Am ehem. Kloster Rohr, an das nur noch die umgenutzte Kirche erinnert, stießen wir auf den Haseltal-Radweg, der nach den kleinen Fluss benannt ist, der bis nach Suhl entlang des Radweges fliest.

Auf den gut ausgebauten Radweg kamen wir schnell voran und entschieden uns, kurz vor einen Vorort von Suhl, in Mäbendorf, unsere erste Pause nach rund 17km einzulegen, wohlwissend, dass es nach Suhl dann richtig nach oben geht.

Durch das Industriegebiet, in dem mal die traditionsreiche Zweiradfirma Simson existierte und unter der großen, das Tal hoch überspannenden Autobahnbrücke der A72, gelangten wir schnell in das Stadtzentrum von Suhl, das wir ebenso schnell durchqueren konnten und bei den kleinen Vorort Lauter am Beginn des Anstieges zum Rennsteig standen.

Bis zur nächsten Ortschaft Goldlauter, führte uns der anfangs leichte Anstieg über eine Straße, ehe wir dann in den Wald abbogen und danach mit einen Anstieg  mit teilweise über 10% Steigung zu kämpfen hatten. Hier machte sich wirklich jedes Kilogramm Zusatzgewicht am Fahrrad erst so richtig bemerkbar.

Während Christin, als recht ungeübte E-Bike-Fahrerin, weniger Mühe hatte, so hatte ich mit meinen herkömmlichen Fahrrad doch erheblich zu tun. Bei erhöhten Puls, hielt ich mehrmals an und sammelte kurz Kraft, ehe es weiter nach oben ging. Dabei war das Anfahren auf dem Hang immer wieder eine Herausforderung.

Nach rund 6km und 330 Höhenmeter später, erreichten wir schließlich den uns bekannten Mordfleck, der sich direkt am Rennsteig befand. Vor einiger Zeit waren wir hier schon zu Fuß unterwegs- nun sind wir auf dem Rad zurück.

Auf dem weiteren Weg zum “Großer Finsterberg”, fing es kurz an mit regnen. Zum Glück aber nur ganz wenig, so dass es sich gar nicht lohnte, irgendwelche Regensachen anzuziehen.
Was folgte, war eine kurze Abfahrt zurück auf die Landstraße, die durch die herauskommende Sonne vor sich nur hindampfte.
Bei nun besten Sonnenschein, erreichten wir nach Kilometer 38 den Bahnhof Rennsteig, der gleichzeitig auch ein schönes Waldlokal war. Ideal für uns: Eine Pause hatten wir uns verdient.

Auf einen schönen Waldradweg ging es weiter zur Ortschaft Allzunah, die wir von unserer Wanderung noch gut kannten. Von dort aus folgten wir der Landstraße zur Waldschänke Dreiherrenstein, an der wir den Rennsteig wieder verließen, um über einen Waldweg nach Gehren zu gelangen.
Dieser Waldweg, bestehend aus größeren, aber recht gut befestigten Steinen, ähnlich wie bei Frostschutz, wurde auch bereits von Waldmaschinen auf Ketten genutzt- umso mehr merkte man jede kleine Rille, die dadurch entstanden waren…und es war eine Menge…

Am Ortsausgang von Jesuborn, einer kleiner Ortschaft direkt nach Gehren, machten wir nach rund 56km noch eine kleine Pause. Man merkte wirklich deutlich den gefühlten Temperaturunterschied beim Fahren und bei der Pause. Frei nach dem Motto: “Wer schneller fährt, der wird besser gekühlt!” blieben wir nicht lange und umfuhren den Flugplatz Pennewitz.

Hier wurden wir das erste Mal auch von Komoot ein wenig enttäuscht: wir wurden über eine Wiese und einen fast sumpfigen Weg durch den Wald gelotst. Fahren war da nicht wirklich schön, aber zum Glück war das nur von kurzer Dauer.

Schnell erreichten wir Königsee und folgten ab hier der Bundesstraße 88 auf einen meist parallel verlaufenden Radweg, der uns schließlich bis zu unseren Ziel, Bad Blankenburg, brachte.

Wir verbrachten noch einige Zeit im sog. Badewäldchen an einer Kneipp-Stelle, eher es ins Hotel ging. Ein leckeres Abendessen und eine gute Portion Schlaf brachten uns wieder die Kraft für den kommenden Tag.

Etappe 4: von Bad Blankenburg bis kurz vor Gera

Am zweiten Tag war das Wetter von Beginn an sonnig und es sprach alles dafür, dass es noch wärmer als am Vortag zu werden schien.
Erst an der B88, dann auf einen Radweg entlang des Flusses Schwarza, kamen wir zur gleichnamigen Ortsteil von Rudolstadt, in dem wir nach 4,5km die Saale überquerten.

Vorbei an der Papierfabrik Schwarza, fuhren wir auf den Saale-Radweg bis kurz vor Saalfeld. Anstatt durch die Stadt zu fahren, blieben wir aber nördlich auf den gut asphaltierten Saale-Orla-Radweg,  der in der Stadt begann und auf dem wir auch die nächsten Kilometer bis Pößneck verbringen sollten.

Nach etwa 15km erreichten wir bei Unterwellenborn den leerstehenden Kulturpalast. Kein Lost Place im eigentlichen Sinn, denn bis vor einigen Jahren war ein engagierter Verein mit der Instandhaltung und Sanierung dieses beeindruckendes Bauwerks beschäftigt, ehe sie vom Eigentümer Hausverbot bekamen. Seit dem beginnt das Gebäude langsam aber sicher zu verfallen, da man den Eigentümer reine Renditeabsichten nachsagt…

Weiter ging es durch mehrere kleine Ortschaften, bis wir, kurz vor Krölpa, einen entfernten Blick auf die Burg Ranis werfen konnten, die rund 3km Luftlinie entfernt, weithin sichtbar war.
Der Radweg führte uns nun durch die Innenstadt von Pößneck, auch vorbei an der Rosenbrauerei, der nunmehr 3. Brauerei (nach Watzdorfer und Saalfelder) an der wir vorbeikamen.

Quer durch die verschlafene Innenstadt (es war Samstag und es war wirklich warm mittlerweile) überquerten wir bei Kilometer 31 die Bundesstraße 281 und machten in der nahen Ortschaft Rehmen unsere erste Pause.
Hier stießen wir auch auf den Orla-Radweg, der von Triptis an der Orla-Quelle beginnt und bei Orlamünde auf den Saaleradweg trifft.

Nur etwa 2km weiter, kamen wir in Oppurg am gleichnamigen Schloss vorbei. Eigentlich wollte ich nur ein Bild von der Nähe machen, aber es zeigte sich, dass der Restaurantbetrieb stattfand und die schönen Sitzgelegenheiten im Schatten uns geradezu zu einer spontanen weiteren Pause mit einen frischen Kaltgetränk einluden…

Nach der wohltuenden Pause ging es hochmotiviert weiter.
Das zweite Mal durchquerten wir eine Ortschaft mit den Namen Lausitz, die erste lag zwischen Unterwellenborn und Krölpa und sah sogar ähnlich aus.
Hier ging es auch das erste Mal bei dieser Etappe steiler nach oben- ein kleiner Vorgeschmack auf den Anstieg, der nach Neustadt auf uns wartete.

Bei Kilometer 42 erreichten wir die ersten Ausläufer von Neustadt an der Orla. Auch hier durchfuhren wir wieder die Innenstadt, die genauso leer war wie die von Pößneck. Die kleine Stadt war zügig durchquert, aber beim Ortsteil Molbitz der richtige Anstieg begann…

Glücklicherweise war die Landstraße recht wenig befahren und der Berg war auch nicht mit dem bei Suhl vergleichbar. So erreichten wir die Ortschaft Zwackau, die höchstgelegene Ortschaft dieser Etappe, doch schneller und besser als erwartet.
Nach einer kleinen Pause, fast genau bei Kilometer 50, ging es teilweise steil, aber auf jeden Fall schnell, bergab, bis hin zu einen der sog. Tälerdörfer, die im Tal zwischen Stadtroda und der Autobahn 9 liegen.

Da uns diese Strecke nun gut bekannt war, konnten wir schon ein wenig Heimat- oder auch Zielluft schnuppern. Aber trotzdem: Bis zum Erreichen der Autobahnunterführung, ging es mal wieder nur bergauf…

Also stand noch mal “Beißen” auf den Programm. Die Tälerdörfer sind schön, aber das ewige Bergauffahren nervte mich schon immer…Bei Kilometer 60, in der Ortschaft Ottendorf, legten wir eine letzte Trinkpause ein, bevor wir uns an den steilsten Abschnitt machten.

Natürlich mit Fluchen und Schwitzen war es dann trotzdem geschafft: Wir hatten die Kreuzstraße bei Hermsdorf erreicht, auf dessen Radweg wir bis zur nächsten größeren Kreuzung blieben. Von dort aus fuhren wir nach Reichenbach, bekannt für das dort hergestellte Porzellan, in dem wir auf unser erstes Empfangskomitee stießen.

Über einen noch nicht uns bekannten Weg fuhren wir nach Oberndorf, um über die sog. KAP-Straße (ein für die Landwirtschaft angelegter Weg) zur Ortschaft Rüdersdorf und von dort die letzten 2,5km bis zu unseren Ziel zu gelangen.

Geschafft…81,5km lagen hinter uns…

Fazit

Die Rhön ist toll! Landschaftlich sehr schön, bietet sie auf den gut beschilderten und befestigten Wegen eine gute Abwechslung von freien Flächen, Aussicht und genügend Pausenmöglichkeiten.
Teilweise schöner als der Rennsteig, wie wir fanden, kann man auf den Etappen auch mal gut in die Ferne sehen. Der zweite Tag war sehr waldlastig, was aber bei der Sonne überhaupt nicht schlimm war.
Wir hatten die Route mit Komoot geplant, oder eher: Komoot hat uns das Planen abgenommen, und wir wurden sehr positiv überrascht.

Es ist auf jeden Fall lohnenswert, sich die Wanderwege genauer anzusehen und dort z.B. ein ausgiebiges Wanderwochenende zu verbringen.

Art der Strecke

Abwechselnd gut asphaltierte Straßen bis max. geschotterte Waldwege, insgesamt sehr gut befahrbar

Wegweisung /Ausschilderung

Da die gesamte Navigation über Komoot stattfand, war die Ausschilderung unwichtig für uns.
Dennoch: Auf den Hauptwegen waren oft Hinweisschilder zu sehen.

Einkehrmöglichkeiten

Da man viel durch Ortschaften fährt, findet man häufige Gelegenheiten anzuhalten und vor Ort eine Pause zu machen

Fotospots

DIE Highlights gibt es auf der Strecke nicht, dafür gibt es viel Sehenswertes.

Anspruch

Die Anstiege, insbesondere der bei Suhl, haben es in sich. Ansonsten kommt man, auch bei entspannter Fahrweise, gut und zügig voran.

Parken, Anfahrt

Zum Startpunkt kommt man am besten mit der Bahn.

Etappe 3: von Meiningen bis nach Bad Blankenburg

Höhenmeter bis zum Ziel

930m bergauf, 1020m bergab

Streckenlänge

78,4km

Dauer

Fahrzeit inkl. kurzer Pausen: rund 5h

Etappe 4: von Bad Blankenburg bis kurz vor Gera

Höhenmeter bis zum Ziel

870m bergauf, 790m bergab

Streckenlänge

81,5km

Dauer

Fahrzeit inkl. kurzer Pausen: rund 5h

Die Tour bei Komoot