Alpenüberquerung E5- Tag 6: Von der Similaunhütte nach Naturns

15. Oktober 2023
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15. Oktober 2023 markus

Nach einer, wie schon befürchtet, Nacht mit wieder nur leichten Schlaf, brach auf 3019m mit den ersten Sonnenstrahlen der insgesamt 6. Tag unserer Alpenüberquerung an.
Trotz der wenigen Erholung, fühlten wir uns beide dennoch einigermaßen fit, um den anstehenden Abstieg ins Tal zu beginnen.
Nach einen stärkenden Frühstück mit guten Kaffee, Müsli und den üblichen Sachen, machten wir uns ans Ausrüstung packen, füllten unsere Trinkblasen mit den kalten Wasser aus dem Waschraum auf und zogen die nun trockenen Jacken an:

Draußen war es mit rund 15 Grad nicht kalt, aber der stark wehende Wind, ließ die Außentemperatur wesentlich kälter erscheinen.
Vor uns stand wieder eine anstrengende Etappe mit über 32km Länge und satten 3400m Höhenmeter Abstieg. Na dann…

Die Tourbeschreibung

Kurz nach 7 Uhr ging es für uns los. Im Gegensatz zum Schluss des Vortages, waren jetzt nur noch Wolken mit schon vereinzelten Lücken zu sehen- die Wetteraussichten versprachen einen schönen und sonnigen Tag.

Der Wegweiser in Richtung Tal gab 2h bis nach Vernagt an- ziemlich sportlicher Ansatz, denn der Stausee lag rund 1300m unter uns…
Also hieß es: Nicht trödeln! Jacke zu, Stöcke raus und ab auf die Strecke.

Anfangs ging es, wie auf der Rückseite beim Aufstieg, ein wenig steiler bergab. Man musste schon genau den Weg beobachten und die Tritte gut setzen, denn hier oben umzuknicken, könnte die ganze Tour zunichte machen.
Mit abnehmender Höhe wurde aber der Weg flacher und war auch besser präpariert. Die großen Geröllsteine verschwanden und stattdessen gab es nun einen Mix aus so typischen Gebirgsboden mit kleineren Steinen.

Es dauerte nicht lange, ehe uns bereits die ersten Wanderer entgegenkamen- es sollten nicht die letzten bis zum Stausee bleiben.
Je tiefer es ging, desto kleiner wurde auch die Similaunhütte, die auf den Grat stehend, weit sichtbar war.

Es dauerte nicht lange, ungefähr eine Stunde nach den Beginn der Tour, da war von der Hütte nichts mehr zu sehen, stattdessen war nur noch der Mast der Versorgungsseilbahn ein Indiz von wo wir kamen.
Mittlerweile hatten wir die Steinwüste verlassen, waren etlichen weiteren Wanderern begegnet und erreichten nun die Wiesenlandschaft, auf Kühe ihr recht sorgloses Leben zubrachten und genussvoll das saftige Gras fraßen.

Bei rund 2000m Höhe war die Baumgrenze erreicht.
Der wirklich gut eingelaufene Weg schlängelte sich durch kleinere Nadelwälder, über oder an Rinnsalen, entlang an Wiesen und immer wieder an verdutzt schauenden Kühen vorbei.

Das herrliche Grün-Blau des Vernagter Stausees kam nun immer näher, ein Blick zurück machte uns deutlich, wie weit wir mittlerweile von der Hütte entfernt waren.
Inzwischen hatten wir die ersten Häuser erreicht und konnten das erste Mal in das weitläufige Schnalstal sehen, durch das wir nun bald bis ins entfernte Etschtal laufen sollten.

Vorbei an vielen Ferienunterkünften und den tollen See-Blick, liefen wir vorbei am Vernagt-Parkplatz, auf denen bereits viele Wanderer ihre Autos abgestellt haben und von hier aus auch der Bus fährt, der die geführten Gruppen oftmals bis Meran fährt.
Hier enden nämlich häufig die begleiteten Alpenüberquerungen, da man nun die Berge hinter sich lässt und “nur” noch ins Etschtal und weiter bis Meran kommen muss.

Wir jedoch, überquerten die Staumauer und sahen noch oft auf das beeindruckende Bergpanorama zurück, auch in dem Wissen, die Berge geschafft zu haben und nun in eine völlig andere Landschaft zu kommen.

Direkt am Ende der Staumauer, bogen wir links auf den Wanderweg in Richtung Karthaus ab. Dieser malerische Wanderweg verläuft oberhalb des Schnalstals und ist auf der fast gesamten Länge sehr gepflegt, bietet ausreichend Sitzmöglichkeiten und ist dazu noch schön mit großen Spruchtafeln wirklich sehenswert gestaltet.

Auf unterschiedlichen Untergründen, anfangs eher steinig und im weiteren Verlauf mehr und mehr mit schönen Waldboden überzogen, lässt sich dieser Wanderweg gut laufen.
Da es ständig bergab geht, wir reden hier von 800 Höhenmetern auf 12km Länge, kommt man zwar gut voran, aber geht das permanente abwärtsgehen sehr auf die Knie.

Nach ungefähr 2km muss man ein wenig aufpassen: Man läuft an einen Gasthof/Pension Mastaunhof vorbei und darf nicht weiter den Lafetzweg gehen. Dieser ansteigende Weg führt dann zur herrlich gelegenen Lafetz Alm, die auf 2015m Höhe sich befindet. Dort kann man bestimmt gut essen und verweilen, doch lag sie leider nicht auf unseren Weg.
200m hinter dem Mastaunhof, muss man sich links halten und weiter bergab laufen!
Hier sind auch erstmal den falschen Weg gefolgt und wunderten uns, dass es bergauf statt bergab geht. Schnell jedoch, bemerkten wir den Fehler und liefen zurück.

Wir folgten weiter den Wanderweg und kamen durch die Raindlhöfe. Wenn man auf die Karte sieht, meint man, dass die Hauptstraße von Vernagt nach Naturns gleich neben den Höfen liegt, was zwar von der Entfernung stimmt, aber dennoch gibt es hier noch einen großen Höhenunterschied.

Rund 5,5h nach Beginn der Tour, erreichten wir Karthaus, ein kleinen Örtchen, dass aus einer alten Klosteranlage entstanden ist.
In Karthaus, der größte Ort, durch den wir beim Weg ins Tal kamen,  kann man Kleinigkeiten einkaufen, sich ausruhen und auch was essen- der ideale Platz also für einen ausgiebige Pause.

Nachdem wir Karthaus wieder, natürlich ohne Pause, verlassen haben, kamen wir der Landstraße im Tal immer näher. Der Wanderweg war nun jedoch nicht mehr so angelegt wie bisher, sondern war eher mit einen kleinen Pfad zu vergleichen.
Mittlerweile machte das Knie und vor allem die Außenbänder Alex richtig zu schaffen…wir mussten uns bald etwas einfallen lassen oder zumindest eine Entscheidung treffen, das war klar.

Das, nun in der Entfernung sichtbare und weit über den Tal liegende, Katharinaberg, vor allem an der Kirche erkennbar, motivierte uns nicht wirklich, da der geplante Weg genau dort entlang führte, was einen nicht unbedeutenden Aufstieg bedeuten würde.

Der Wald lichtete sich und gab eine große Wiese frei, am Ende das Örtchen Neuratheis, was aus nur ein paar Gebäuden bestand, lag.
Ein wenig oberhalb hielten wir an und machten erstmal eine Pause, auch um uns Gedanken zu machen, wie wir nun weitermachen wollten. Im Kopf waren schon ein paar Ideen vorhanden, aber nun konnten wir in Ruhe auf die Karte sehen und überlegen.

Die Optionen waren überschaubar:
1. wie geplant, die Route über Katharinaberg zu nehmen, die jedoch weiter bis auf 1700m Höhe anstieg, was somit knapp 700m Aufstieg bedeuten würde…
2. an der Bushaltestelle Neuratheis auf den nächsten Bus warten und bis Naturns fahren.
3. wie schon mal gemacht, den direkten Weg entlang der Straße nehmen und weiter zu Fuß laufen.

Option 1 war aufgrund der Schmerzen in den Beinen schnell verworfen. Auch waren wir bis dahin über 2100m angestiegen und nun wieder nach oben, um bei Naturns wieder anzusteigen? Nein, das fiel aus.
Der Bus war eine zeitlang die favorisierte Lösung, aber da dieser nur jede Stunde fuhr, wollten wir nicht so lange warten.
Also fiel die Entscheidung auf die 3. Option: Wir wollten uns erstmal an der Straße weiterlaufen und zur Not doch die nächste Bushaltestelle auf den Bus “aufspringen” Ein Vorteil hatte diese Straße weiterhin: Bis zum Ziel ging es nur bergab, von 970m bis runter auf rund 570m im Tal bei Naturns.

Also ging es los an der Straßenseite in Richtung Ziel. Vorweg: Die Südtiroler fuhren eindeutig weniger aufmerksam, als wir das von den Österreichern auf den Weg nach Vent erlebt haben. Aufpassen und Vorsicht war also oberste Devise!

Vor uns lagen also noch ungefähr 6,5km auf Italiens Straßen.
Durch die Abschüssigkeit, fiel uns das Laufen recht leicht und so ließen wir auch die letzte Möglichkeit in einen Bus zu steigen, verstreichen.

Das Knie von Alex schien also durchzuhalten- also konnten wir unser Ziel, alles per Fuß zu machen, weiter verfolgen.
Nach ungefähr der halben Strecke kamen wir beim ersten Tunnel an. Leider waren die “Gehwege” links und rechts klein geraten und wir mussten uns dazu noch an Warnbarken vorbeiquetschen. Aber, wer würde hier schon zu Fuß unterwegs sein….:)

Nachdem wir einen weiteren kleinen Tunnel passiert hatten und das Rauschen des rechts, weiter unten, fließenden Schnalserbaches immer lauter wurde, erreichten wir einen dritten und scheinbar längeren Tunnel.
Rechts am Tunnel verlief eine alte Straße, die für Personen gesperrt war. Nun hatten wir wieder die Wahl: Im Tunnel weiterlaufen oder auf dieser gesperrten Straße laufen um so zumindest die Gefahr des Straßenverkehrs auf Null zu reduzieren.

“Mut zur Lücke” und ab über die Absperrung…(natürlich nicht nachmachen!).

Bald wussten wir, wieso die Straße gesperrt wurde…Von den hohen Felsen auf der linken Seite, gab es schon öfters Abbrüche, was man an den Steinen unterschiedlicher Größe auf der Straße sah.
Trotz der Gefahr (unser Blick war ständig an der Felswand) war es doch eine schöne Straße: an den Seiten bäumten sich die Felsen auf, unten rauschte der Nach und in der Entfernung konnten wir schon das flache Etschtal erkennen.

Nach ein wenig mehr als einen Kilometer auf dieser alten Straße, stießen wir wieder auf die reguläre Straße, die aus dem Tunnel kam.
Noch ein paar Meter und wir standen vor den Verkehrsschild, auf den wir das erste Mal den Namen “Meran” lesen konnten.
Herrlich, wir hatten das Tal erreicht.

Nach ein wenig Suchen in der Nähe der Kreuzung, an der wir rausgekommen waren, fanden wir einen kleinen Weg, der links der Straße verlief.
Das erste Mal streiften wir durch Obst-und Weinplantagen und konnten über das Tal blicken, dass genau von diesen Plantagen geprägt war:
Überall nur Obst und Wein. Herrlich!

Nach keinen 15 Minuten auf diesen Weg, erreichten wir Naturns. Hier wäre mal eine schon gebuchte Unterkunft gewesen, doch leider wurde diese storniert und so wurde es nötig, uns nach einer anderen Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.
In der Haupturlaubszeit ein preiswertes Zimmer zu bekommen, war dann gar nicht so einfach. Fündig wurden wir aber schließlich in Plaus, dass nochmal rund 4,5km von Naturns entfernt lag.

Der einfachste und schnellste Weg dorthin, war der Fuß-und Radweg entlang des Flusses Etsch, der in den typischen Farben eines Gebirgsflusses, tosend uns begleiten sollte.
Der Radweg war super ausgebaut und verlief am Rand von Naturns entlang und wurde gut genutzt.
Aber nun hatten wir die Zeit, diese Schönheit des Tals zu bewundern: Die umgrenzende Bergkette stieg bis auf über 2000m steil auf, darunter lagen die Berghütten, umgeben von großen Plantagen und im Tal vermischte sich der mediterrane Baustil mit modernen Ferienanlagen.
Eine wunderschöne Gegend, um Urlaub zu machen.

Nach nicht mal einer Stunde hatten wir Plaus erreicht und suchten uns erstmal ein Lokal, in dem wir auf das Erreichen unseres Tagesziels anstoßen wollten. Fündig wurden wir in der Ortsmitte in einer Pizzeria, in der wir uns das so leckere Radler schmecken ließen, dass wir bereits mehrmals trinken durften. Auch machten wir hier ein Tisch für den Abend fest, um standesgemäß italienisch, Pizza zu essen.

Nicht weit entfernt fanden wir auch unsere Unterkunft, die Pension Nadine. Schnell eingecheckt und ab aufs Zimmer, ein geräumiger, aber schlichter Raum mit Dusche und Balkon. Reicht völlig.
Frisch gemacht, Ausrüstung nachbereitet, Akkus geladen und schon ging es zu unseren leckeren und absolut empfehlenswerten Pizzas.
Die 30km und vor allem der enorme Abstieg forderte natürlich ihren Tribut und so verkrochen wir uns recht zeitig wieder auf unser Zimmer, auch um auszutesten, ob die mehr oder weniger schlafarmen Nächte der letzten Tage wirklich der Höhe geschuldet waren.

Fazit

Start am höchsten Punkt der Alpenüberquerung und dann dazu der längste Abstieg (auf die Höhenmeter bezogen).
Dazu kam, dass der landschaftliche Unterschied auf dieser Etappe der größte bislang war:
Oben der Felsen mit der kargen Umgebung und am Ziel ein mediterranes Klima mit den vielen Plantagen im Tal.

Mit Vernagt und den herrlichen Stausee kann man die Alpenüberquerung schon beenden. Man muss nicht, wie wir, bis ins Tal weiterlaufen, obwohl der Wanderweg rechts vom Schnalstal wirklich schön ist.
Den abenteuerlichen Teil der Tour haben wir auf dieser Etappe mit dem letzten Teilstück auf an der Verkehrsstraße und auf dem gesperrten Abschnitt auch gehabt, wir raten aber dazu, es uns nicht nachzumachen.

Alles in allem die abwechslungsreichste Etappe. Eine herrliche Landschaft, die für einen Urlaub gerade zu einlädt.

Art der Strecke

Beginnend mit felsigen Untergrund, übergehend zu Wegen mit Waldboden und ab der Straße Asphalt

Wegweisung /Ausschilderung

Bis nach der Staumauer gut ausgeschildert, trotzdem Obacht! Schnell ist man auf einen anderen Weg. Ab Karthaus wird die Beschilderung weniger.

Einkehr-/Trinkmöglichkeiten

Im Wald vor Karthaus gibt es eine Quelle, hier kann man bedenkenlos das Wasser nachfüllen. Unterwegs gibts dennoch mehrere Einkehrmöglichkeiten, vor allem in Karthaus.

Höhenmeter bis zum Ziel

220m bergauf, 2690m bergab

Streckenlänge

30,6km

Dauer

Gehzeit inkl. kurzer Pausen: 8h23min

Die Tour bei Komoot

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