Der Rennsteig #4: von Neustadt am Rennsteig nach Neuhaus am Rennweg

11. Dezember 2022
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11. Dezember 2022 markus

Nach einer erholsamen Nacht, begann Tag 2 der Herbsttour schon recht zeitig:
Um kurz nach 8 Uhr gab es ein energiereiches Frühstück. Kurz noch Sachen packen und los gings…

Rund 28 Kilometer Strecke bis zum Tagesziel Neuhaus am Rennweg lagen vor uns…

Die Tourbeschreibung

Das erste Stück versprach, mit Blick auf die Karte nichts Spannendes: Direkt an der Landstraße verlaufend, führte der Rennsteig nach Süden.
Nachdem wir Neuhaus verlassen hatten, wanderten wir in Richtung der Ortschaft Kahlert, überwiegend im offenen Gelände.

Keine 500m nach dem Ortsausgang, trafen wir bereits auf die erste Schutzhütte, in der ein Grillkamin aufgebaut war. Ein idealer Platz um zu übernachten und zum feiern, wie sich auch die paar Leute dachten, die gerade eine große Plane abbauten.

In Kahlert angekommen, fiel uns gleich der schöne Pausenplatz auf, der auf einer Grünfläche innerhalb einer Kreuzung stand. Groß und massiv, aus Steinen und wuchtigen Hölzern.

Nach weiteren rund 3 Kilometern, abwechselnd durch Waldabschnitte und offenen Flächen, auf gut zu laufenden Rennsteig, kamen wir am Parkplatz  Schwalbenhaupt an.
Hier wechselten wir die Straßenseite und verließen für längere Zeit die Nähe zu einer größeren Straße.

Für uns ging es nun an die erste größere Steigung dieser Etappe, die an einen Buchenwald und an der ersten Einkehrmöglichkeit, der Triniusbaude (leider auch geschlossen), begann.

Der Weg bestand von Anfang an aus feinen bis gröberen Geröll, was ein Gehen nicht sonderlich schön macht. Christin merkte allerspätestens hier, nach rund 6,5km Strecke, dass irgendwas mit den Schuhen oder Füßen nicht stimmte.
Und wenn man weiß, dass noch über 20 Kilometer vor einen liegen, macht das die Sache nicht besser.

Nach rund 120 Höhenmetern bergauf, war mit dem “Erste-Berg” der erste größere Anstieg dieser Etappe geschafft. Der hier gebaute Skilift stand zu der Zeit natürlich noch still, aber das hat sich seit Mitte November sicherlich geändert.

Vorbei ein großen Wiesenflächen, erreichten wir kurze Zeit später den Luftkurort Masserberg. Der kleine idyllische liegende Ort ist vor allem auf Touristik und Gäste der Rehaklinik ausgelegt. Deswegen gibt es auch eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer im Sommer und Schneetouristen im Winter.

Und so hatten wir bereits die ersten 10 Kilometer hinter uns gebracht, was für uns bedeutete: Rastplatz suchen und den ersten Belohnungsschluck aus dem Flachmann nehmen. Der Platz war mit den Eselberg, 842m hoch gelegen, schnell gefunden.

Doch dazu mussten wir natürlich wieder erstmal einen kurzen Anstieg hoch.
Die Gaststätte Turmbaude hatte zum Glück kurz vorher aufgemacht. Daher war die Versuchung ein Bier statt des Flachmanninhaltes zu trinken, einfach zu groß.

Gesagt, getan. Ein kurzer Schluck und dann ging es schnell mal auf den 33m hohen Aussichtsturm hinaus um eine herrliche Aussicht zu genießen. Leider konnte Christin das nicht mit ansehen, da ihre Füße immer mehr zum großen Problem wurden. Ich glaube schon hier, musste sie die erste Ibu nehmen, in der Hoffnung, dass die gegen die Schmerzen hilft…(<<<Achtung, Spoiler>>> es hilft nicht…)

Nach keiner halben Stunde waren die Getränke alle und wir machten uns wieder auf den Weg…

Die Wege rund um Masserberg sind, natürlich auch den Reha-Gästen geschuldet, sehr gut ausgebaut und bestehen aus gut zu laufenden, mit sehr feinen Kies versetzten, Waldboden. Im Vergleich zum Aufstieg nach dem Rastplatz Schwalbenhaupt war das eine Wohltat für die Wanderfüße.

Abseits von befahrenen Straßen und größtenteils im Wald verlaufend, schlängelte sich der Rennsteig durch die Natur. Bei den guten Wetter mit viel Sonnenschein, aber angenehmen Temperaturen, kamen wir gut voran.

Immer an unserer Seite und in recht kurzen Abständen: die alten Grenzsteine, teilweise hunderte Jahre alt.

Auf einen kurzen Abschnitt, nach rund 15 Kilometern, ging es wieder einmal hochwärts. Hier befindet sich der Rennsteig in einer Vertiefung, die das Regenwasser immer mehr  auswäscht. Dadurch hat man nicht mehr den feinen Boden, sondern wieder den groben Schotter, der das Laufen nicht angenehm macht. Bergauf und auf einen solchen Untergrund- zwei Dinge, die Christin wahrlich nicht brauchte.
Aber es half nichts, wir hatten ungefähr die halbe Strecke erst geschafft und aufgeben war nicht…

Unser nächstes Zwischenziel sollte Friedrichshöhe sein.
Die kleine Ortschaft, ehemals die kleinste Gemeinde der DDR, hat heute keine 50 Einwohner (die Zahlenangaben schwanken sehr nach Quelle), bietet aber einige Übernachtungsmöglichkeiten und sogar eine Unterkunft mit Heubad und Sauna. Im Winter direkt an einer Langlaufloipe gelegen, gibt es auch einige Möglichkeiten zum Ausruhen und Einkehren. Eines bekommt man hier auf jeden Fall: Ruhe pur.

"Der Schmerz geht, der Stolz bleibt."

Am Ortsausgang von Friedrichshöhe findet man ein großes Tor “Naturpark Thüringer Wald, Naturpark-Tor Friedrichshöhe”.

Das verwirrte mich zur Zeit der Wanderung und auch heute noch. Zur geografischen Einordnung: Der Rennsteig verläuft nicht nur im Thüringer Wald, sondern auch im Thüringer Schiefergebirge, in der wir da schon waren.
Es gibt aber noch ein Naturpark Thüringer Wald, der diese beiden Gebiete und ein weiteres umfasst. Also ist man seit Eisenach in diesen Naturpark und wird auch mitten in ihm sein, wenn man an der Landesgrenze zu Bayern angelangt ist.
Wieso also dort ein Tor mit dieser Beschriftung steht, ist mir völlig schleierhaft. Vermutlich wird es nur lediglich eine Vermarktungssache des Tourismusverbandes sein…

Kurze Zeit später, öffnete sich der Wald wieder und gab, linkerhand, eine große gerodete Waldfläche frei, die anscheinend Opfer des Borkenkäfers geworden ist.

Ungefähr bei Kilometer 21 unserer Tour, kamen wir am sogenannten Dreistromstein vorbei, einen sehr schön hergerichteten Ort mitten im Wald.
Doch anhalten stand nicht zur Debatte- zu schmerzhaft wäre danach ein Weitergehen für Christin gewesen. Also immer in Bewegung bleiben.

Nach diesen Rastplatz kamen wir durch ein Stück, was für mich optisch genau das war, wie ich mir den Rennsteig vorgestellt habe: Nadelwald, lichtdurchflutet, ein gut angelegter Weg…ach, diese Beschreibung trifft jetzt gerade auf so viele Abschnitte dieser Tour zu, aber vermutlich hat es mir der Anblick diesen Weges angetan, der ein wenig vertieft durch den Wald verlief. Man hat da Gefühl, als käme gleich das Pferdefuhrwerk von Händlern entgegen, die früher den Rennsteig nutzten.

Nach rund 22 Kilometern Gehstrecke erreichten wir die kleine Saalhütte, die mitten im Wald lag. Leider stimmen die Bilder von Google Map nicht mehr, da auch hier der umliegende Wald enorm viel Baumbestand verloren hat. Hier hielten wir kurz an, nahmen unser Motivationsschluck aus dem Flachmann (also nur ich, siehe Christins Ibuprofen) und stärkten uns ein wenig.

Kurz darauf öffnete sich der Wald und auf einen Feldweg ging es runter zur Ortschaft Limbach.

Leider erkannte man schon frühzeitig, welchen Weg wir nun nehmen sollten: Gegenüber des Weges, den wir gekommen waren, ging es verhältnismäßig steil nach oben. Die maximal 150m Höhenunterschied sind zwar nicht viel, aber nach der Strecke bislang und vor allem mit den Fußproblemen von Christin, wünscht man sich nicht so einen Anstieg.

Und da gerade in Limbach gebaut wurde, hat es wahrscheinlich jemand gut gemeint und genau diesen Anstieg mit groben Kies überzogen, was natürlich meine leidende Mitwanderin auf jeden Meter merkte.

Nach rund 1,5km Weg, waren wir an der höchsten Stelle angelangt und blickten auf die Ortschaft Steinheid, den zweithöchsten Ort Thüringens.
Als Teil einer Wintersport-Trainingsstrecke, war der Rennsteig durch den Wald nun komplett asphaltiert- eine Premiere auf unserer Tour.

Kurz nach den höchsten Punkt der Umgebung, den Sandberg, war auf der linken Seite ein Rastplatz schön eingerichtet worden, von dem man einen weiten Blick über das Schwarza-Tal hat.

An der Steinheider Hütte, trafen wir auf die Bundesstraße 281, die uns nun, mal näher, mal weiter, bis zu unseren Ziel begleitet sollte.
Nach rund 26 Kilometern und 6,75h unterwegs, war Neuhaus eigentlich fast zu sehen…

Aber so kurz vor dem Ende, ich selbst rechnete mit rund einer halben Stunde verbliebener Gehzeit, wurde es, insbesondere für Christin, nochmal zu einer echten Bewährungsprobe:
Zwar galt es diesmal nur ca. 70 Höhenmeter auf einen Kilometer Länge zu überwinden, aber es musste ausgerechnet nochmal ein solches Wegebett sein, auf der regelmäßig das Regenwasser herunterläuft und nur grobes Gestein liegen lässt.

Keine Ausweichmöglichkeiten links oder rechts, nur weiter auf diesen Steinen. Für sie war es eine richtige Qual.

Der ursprüngliche Plan, bis zum Bahnhof zu laufen und uns dort abholen zu lassen, wurde schnell verworfen. Umso eher, umso besser.
Also weiter, auf Waldwegen und mit jeden Hinweis-Schild das Ziel näher sehen kommen. (hier will auch erwähnt werden, dass es wieder größere Differenzen von der Planung mittels Komoot und den Entfernungsangaben auf den Wegweisern gab)

Nochmal vorbei an einen Wanderparkplatz und schon die ersten Industriegebäude im Blick. Am ersten Gewerbegebiet vorbei und immer die Augen nach unseren Transportmittel offen halten.

Und schließlich hatte sich das Quälen für Christin gelohnt: An der ersten Tankstelle war unser “Taxi”. Endlich geschafft!

Nachtrag: Bis heute ist nicht klar, woher die Blasen an den Füßen (12 wurden gezählt!) kamen. Die gleichen Schuhe wie beim letzten Mal…

Trotzdem: Toll gemacht! Super durchgebissen!

Meine Schuhe hingegen, meine bewährten Salomon -Trailrunningschuhe, hatten mich wieder nicht enttäuscht. Diese Investition hat sich richtig gelohnt!

"Anstrengungen machen gesund und stark."

Martin Luther

Fazit

Somit war die 4. Etappe des Rennsteigs auch geschafft.

Wie am Vortag auch, war die Streckenlänge der Planung unterschiedlich zu der reellen. Aber wenn man das weiß, ist man auch vor Überraschungen sicher.

Landschaftlich war diese Etappe auf jeden Fall schöner, wenn sie auch das “Manko” hatte, größere Höhenunterschiede im Streckenverlauf zu haben.
Die Rastplätze an der Strecke waren wieder in guten Abständen und vor allem gut gepflegt.
Die Strecklänge ist natürlich nicht ohne. Wer es gemütlicher haben möchte, kann z.B. in Friedrichshöhe eine Übernachtung suchen.

Ansonsten ist die Tour, trotz der Anstiege, recht leicht zu laufen. Dennoch muss auf die Schuhe absoluter Verlass sein!

Art der Strecke

Von Waldboden bis zu Asphalt. Alles ist dabei.

Wegweisung /Ausschilderung

Keine Chance zu verlaufen! Sehr gute Markierungen mit einer hohen Dichte an Wegweisern und “R”-Markierungen in sichtbaren Abstand.

Einkehrmöglichkeiten

Genug. Trotzdem: Immer im Vorfeld nach Schließzeiten informieren!
Beispiele zum Einkehren: Turmbaude Masserberg, Friedrichshöhe mit 2 Gaststätten oder in Limbach

Fotospots

Empfehlenswert für Weitsichten ist der Aussichtsturm in Masserberg und der Blick auf die Talsperre bei Steinheid.

Anspruch

Die Streckenlänge ist geschmackssache. Die Höhenunterschiede halten sich im Rahmen, höchstens die Abschnitte mit groben Steinuntergründen gehen in die Gelenke.

Parken, Anfahrt

Mit dem Zug nach Illmenau und dann weiter mit den Bus in rund 30min nach Neustadt.

Tipps

  • Keine Sorge wegen Handy!
    Empfang hat man überall
  • Kleiner Snack für unterwegs?
    Studentenfutter in eine Tasche gesteckt-Energie für unterwegs und lecker zugleich
  • Ein kleiner Rucksack...
    ist gut, ein großer besser! Keine Platzprobleme und manchmal auch bequemer
  • Macht einen "Notfall"-Plan
    Schafft ihr nicht die Strecke, müsst ihr wissen, wie ihr weiterkommt. Nicht erst Gedanken machen, wenn es Zeit ist
  • Pausen planen und wirklich etwas essen!
    Plant Pausen nach Zeit oder nach Streckenlänge. Esst, auch wenn ihr kein Hunger habt. Der Körper baut ganz schnell ab!
  • Wandern zu langweilig?
    Die Strecke eignet sich größtenteils zum Langlauf im Winter!

Höhenmeter bis zum Ziel

600m bergauf, 540m bergab

Streckenlänge

29,7km

Dauer

Gehzeit mit kleinen Pausen: rund 8h

Die Tour bei Komoot

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