Alpenüberquerung E5- Tag 5: Von der Braunschweiger Hütte zur Similaunhütte

24. September 2023
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24. September 2023 markus

Trotz des ruhigen Zimmers auf der Braunschweiger Hütte, war die Nacht wie die zuvor: Wieder hatte man das Gefühl, nur die Augen zugemacht zu haben, ohne wirklich zu schlafen.

Trotz dass der Körper mal richtige Erholung brauchte, bekamen wir beide das nächtliche Gewitter und den Hagelschauer umso mehr mit. Aber entweder konnten oder wollten wir uns nicht aus dem Bett bewegen, um das kleine Fenster zu schließen. Sorry und Danke deswegen an unsere Zimmernachbarn!

Irgendwie kamen wir dann doch zum Schlaf, wie uns jedenfalls unsere Uhren am nächsten Morgen mitteilten. Das Gefühl des Schlafens war zwar nicht da, aber trotzdem hatten wir uns ein wenig erholen können.

Nach dem Weckerklingeln, wurde sich frisch gemacht und ordentlich gefrühstückt…das Zimmer wurde aufgeräumt (übrigens: Es war kein Hüttenschlafsack nötig!) und die Ausrüstung gepackt. Ohne viel Zeit zu verlieren, wollten wir nun endlich weiter.

Die Tourbeschreibung

Die Sonne versteckte sich noch hinter dem Bergen, als wir mit den Aufstieg zum Pitztaler Jöchl, auf rund 3000m, begannen.
Ganz ähnlich wie im vergangenen Jahr auf der Memminger Hütte, schlängelte sich der Weg durch das Tal und begann dann schnell nach oben zu verlaufen.

Schon einige geführte Gruppen konnten wir weit vor uns auf den schmalen Pfad erkennen. So langsam füllte die, immer höher steigende, Sonne das Tal mit Licht und ließ die Hütte zum Abschied nochmal deutlich sichtbar werden.
Wir kämpften uns den Weg immer höher und merkten natürlich, dass ein solcher Anstieg gleich “aus der Kalten” mehr Kraft verlangt, als wenn man sich schon warmgelaufen hat.

Mittlerweile hatten wir bereits die ersten Gruppen eingeholt und setzten uns vor diese, bevor wir den Pitztaler Jöchl erreichten und ohne Pause gleich den Weg fortsetzten.
Wir wollten beim Abstieg nicht inmitten der Gruppen laufen, sondern möglichst unser eigenes Tempo laufen.

Mit Überschreiten des Pitztaler Jöchl, lag das Ötztal nun zu unseren Füßen. Der Blick in dieser kargen Steinlandschaft bergabwärts, fiel sofort auf die Großbaustelle des Söldener Skigebietes. Hier wurde ein halber Berg fast wortwörtlich umgegraben, um für die Wintersport-Touristen das vorhandene Skigebiet zu erweitern bzw. auch neu zu erschließen…
Welch trauriger Anblick!!! Im Winter mag das alles toll aussehen, aber im Sommer sah man erst, was man hier dieser Landschaft antut…

Für uns ging es derweilen über Geröll und einen vereinzelten Schneefeld abwärts, immer in Richtung dieser Baustelle, die eher an ein Bergbaugebiet als an eine zukünftiges Ski Areal erinnerte.

Über einen Teil der Ötztaler Gletscherstraße kamen wir zu einer kleinen Kapelle, die einen tollen Blick ins weitere Tal und für viele Wanderer auch die erste Pausenmöglichkeit bot. Bis zu dieser Kapelle waren wir mittlerweile wieder 300 Höhenmeter abgestiegen, aber das sollte noch lange nicht das Ende sein…

Eigentlich wollten wir von hier die Gletscherstraße nach Süden laufen, um dann durch den Rosi-Mittermaier-Tunnel abzukürzen und weiter in Richtung Vent zu laufen. Aber aus irgendwelchen Gründen, dachten wir, dass der Tunnel erst viel später kommt und daher liefen wir immer weiter bergab, bis wir den Gletscherbach Rettenbach überquerten und diesen weiter talabwärts folgten.

Nach rund 3,5km auf einen breiten und steinigen Weg, vermutlich war es mal die alte Straße, kamen wir vor der Mautstelle der Gletscherstraße an, immer noch nach dem Tunneleingang suchend, den wir ja gehen wollten.
Hier hielt vor uns ein Bus, der eine geführte Wandergruppe von der Haltestelle Gletscher-Arena hier her brachte. Da diese auch den, nun wieder richtig gut ausgeschilderten E5-Weg, folgten, war klar, dass wir hinterher laufen, leider ohne auf unsere Planung zu sehen…

Wir folgten der Gruppe nicht lange und überholten sie bei der ersten Gelegenheit. Der Weg war nun völlig anders als die, die abwärts durch die karge Steinlandschaft des Skigebietes verliefen: Mit Bäumen umgebene, zum Teil wie ein waldwegähnlicher Pfad, durchsetzt mit kleinen Steinen und querverlaufenden kleinen Rinnsalen. Eben ein typischer Wanderweg, wie man sich einen vorstellt.
Auch kamen und hier schon etliche Mountainbiker entgegen, da dieser Weg Teil des großen Trail-Areals rund um Sölden gehörte.

Nach einiger Zeit auf dem Weg, sah ich mal wieder auf die Komoot-Karte und musste mit erschrecken feststellen, dass wir nicht dort waren, wo wir eigentlich hin wollten…(wir hatten zu dem Zeitpunkt immer noch den Tunnel im Kopf).
Nun, was tun? Zurück und bei der Bushaltestelle den Tunnel suchen, den wir bei der Mautstation vermuteten (erst jetzt, bei dem Tippen dieses Textes ist klar geworden, dass der Eingang direkt am Skigebiet lag, also weit, weit entfernt) oder den Weg weiterlaufen und den Berg umrunden um später auf die geplante Route zurück zu kommen?

Tja, wir entschieden uns den ausgeschilderten E5-Weg weiter zu nutzen, wohl in dem Wissen, dass unser Fehler uns etliche Kilometer mehr gekostet hat.

Um unseren Ärger und Frust ein wenig in den Griff zu bekommen, freundeten wir uns mit dem Gedanken an, doch schließlich auf der originalen Route unterwegs zu sein…Naja, es half nur mäßig…

Unterwegs kreuzten wir immer wieder verschiedene Trails für Mountainbiker oder auch andere Abfahrtsstrecken, wie den Mountaincart. Hier wird unheimlich viel für jedermann geboten. Richtig klasse!

Nach rund 4,5km auf dem E5-Pfad, erreichten wir den Alpengasthof Sonneck, der der Startpunkt für den weiteren Abstieg ins Tal darstellte. Über den direkten Weg, einen Mix auf befestigter Straße, Wiese und steiniger Trailstrecke, kamen wir schließlich nach 3 weiteren und, für Knie und Bänder belastenden, Kilometern an der Straße Sölden-Vent an…

Tja…der unschöne Teil begann nun…es gab schlichtweg keinen Fuß-oder Wanderweg, den wir hätten nehmen können, also blieb uns leider keine andere Wahl, als wirklich stumpf, aber dafür mit einen guten Tempo, am Straßenrand zu laufen und so nach Vent zu kommen.

Durch den Umweg mussten wir wieder Zeit aufholen, da wir auch nicht all zu spät auf der Similaunhütte ankommen wollten. Dazu kam, dass die Wettervorhersage uns für den späten Nachmittag noch Regen ankündigte. Aber bis dahin war es noch weit und warm…Um genau zu sein: Vor uns lagen über 7km Straßenmarsch bei sommerlichen Temperaturen vor uns…
Ja, wir hätten auch den Bus nehmen können- stimmt. Aber immer noch trieb uns unser Ziel, alles zu Fuss zu absolvieren, vorwärts.

Immer stetig aufwärts und unterwegs langsam verzweifelnd über die schier nicht endende Straße, kamen wir schließlich in Vent an…Wenn Komoot stimmt, liefen wir die 7,3km in 1h22min…eine top Zeit, vor allem wenn wir in Vent ankommend, schon insgesamt über 24km in den Knochen hatten.

Doch das war eben nur die halbe Miete. Schließlich stand uns noch der Aufstieg von 1100 Höhenmetern auf einer Strecke von weiteren 13 Kilometern vor uns…
Zur Stärkung musste aber erstmal ein kühles Radler herhalten. Alex füllte unsere Wasserreserven auf und organisierte noch Energieessen für den Aufstieg, ehe wir uns auf den Weg machten…

Der Aufstieg zur Similaunhütte, über die DAV-Martin-Busch-Hütte, kann man in 2 Abschnitte unterteilen:
Der erste Teil führt, natürlich immer bergauf, über eine gut befestigte Versorgungsstraße für die Martin-Busch-Hütte, die auch die ansässigen Schäfer mit nutzen.
Der Abschnitt bis zur Similaunhütte führt dagegen über ein Weg, der durch ein Geröllfeld führt. Hier liegen Stein unterschiedlichster Größe am Rand oder direkt auf dem schmalen Pfad, der trotzdem unverfehlbar gut ausgeschildert ist. Dennoch kann sich dieser Weg schnell ändern, wenn durch Tauwetter oder Regen der herabfließende Bach ansteigt.

Aber zurück zum Anfang: Auch deutlich auf der Karte von GMaps zu erkennen, bahnt sich der Weg, fast auf einer Linie, durch ein Gebiet mit Wiesen und Bäumen, eher die Baumgrenze erreicht ist und man außer Wiesen und Stein nichts mehr anderes sieht.

Interessant ist dieser Weg auf keinen Fall, aber er verlangt doch schon einiges an Kopf-und Beinarbeit ab, denn er scheint einfach nicht enden zu wollen.

Unterwegs überholten wir eine weitere geführte Gruppe, mit deren Bergwanderführerin ich mich längere Zeit unterhielt. Wir ließen schließlich die Gruppe hinter uns und versuchten unser Tempo weiter zu halten. Mittlerweile sah man deutlich, wie sich die Wolken zuzogen und das Wetter sich veränderte.
Mit ansteigender Höhe wurde die Landschaft nun karger und die Lufttemperatur nahm spürbar ab.
Nun merkten wir langsam, dass unsere Kraft deutlich nachließ: Ein Indiz war, dass uns die Gruppe nach und nach wieder näher kam und uns bei der Busch-Hütte fast wieder eingeholt hatte.

Doch zuvor mussten wir erstmal unsere Regenkleidung auspacken: Wie schon vermutet, fing es an zu regnen. Glücklicherweise anfangs nicht zu sehr, so dass wir einigermaßen trocken an der Busch-Hütte ankamen.
Wegen des Wetters und des steigenden Gewitterrisikos schlugen einige Wanderer vor, dass wir doch auf der Hütte bleiben sollten, aber wir hatten auf der 5km entfernten Similaunhütte unser Zimmer gebucht uns der kommende Tag war auch wieder lang.

Also blieb uns, wieder mal, keine Wahl und wir machten uns, nach einer kleinen Trinkpause, auf die nächsten 500 Höhenmeter bis zu unseren Tagesziel.

Ab der Busch-Hütte waren wir nur noch alleine unterwegs. Der Regen wurde auch stärker und im Tal des Niederjochbaches hörte man nun auch des Öfteren ein Donnern. Solange aber keine Blitze zu sehen waren, sollte es aber gehen.
Trotzdem liefen wir mit Abstand zueinander das Tal hoch.

Der Weg bis hoch zu Similaunhütte war im Gegensatz zum Weg zur Busch-Hütte mühsamer: Der Pfad mit all den Steinen, das herabfließende Wasser und natürlich auch das Wetter machte es uns nicht leicht. Dennoch: Die 500 Höhenmeter auf 5km Länge waren einfacher zu laufen, als zum Beispiel der Aufstieg zur Memminger oder Braunschweiger Hütte.

Irgendwann konnten wir auch, weit vor uns, auch weitere Wanderer an ihren roten Rucksäcken erkennen…Wir waren also nicht die einzigsten, die sich bei dem Wetter gewagt haben.
Der letzte Kilometer bis zur Hütte wurde noch einmal steiler und der Weg schlängelte sich auf Geröll langsam nach oben. Auch wegen der Höhe und nicht zuletzt wegen der über 36km Marsch bislang, musste ich mich selbst mehrmals wieder ausruhen.

Doch dann war es schließlich auch geschafft: Die, wegen Bauarbeiten, eingerüstete Similaunhütte war erreicht! 3019m über Meeresspiegel.
Der höchste Punkt der Tour und vermutlich auch für uns beide.

Die Tür zur Hütte ging auf uns schon stand man im Stiefel-und Trockenraum, der bereits fast voll war. Jetzt, kurz nach 18 Uhr, waren wir bestimmt auch die letzten, die an diesen Tag auf der Hütte ankamen.
Ein Platz für die Ausrüstung gesucht, beim Hüttenwirt angemeldet und das Zimmer bezogen…Fertig. Ich muss trotzdem zugeben, dass ich einige Zeit brauchte, um den Puls nach unten zu bekommen, umso besser war es, dass wir schnell uns ein Plätzchen im vollen Gastraum suchten und endlich unser verdientes Radler tranken.

Wir hätten übrigens nicht gedacht, dass diese private Hütte so gut gefüllt ist. Doch scheinbar waren es nicht die E5-Wanderer, sondern eher die Tageswanderer, die von Italien am Tag aufgestiegen sind um nach einer Nacht dann wieder anzusteigen. Aber auch geführte Gruppen, die von hier verschiedene Gletscherrouten, wie auf den Similaun nahmen, übernachteten hier.

Nach den deftigen 3-Gang-Menü, das in der Halbpension mit dabei war (richtig lecker!), machten wir uns wirklich zeitig ins Zimmer, dass wir uns mit 4 anderen Wanderern teilten. Da wir nun noch höher als bisher übernachteten, war uns schon fast klar, wie die Nacht werden sollte…

Fazit

Ja, die Planung ist das halbe Leben…Man muss sie aber auch beachten!

Einmal nicht auf die Karte gesehen und das Resultat heißt: 9km Umweg…ok, Komoot hatte uns für die ursprüngliche Strecke von 28,6km eine Gehzeit von 11 h vorausgesagt und wir schafften die über 37km dann in knapp 10 1/4h…aber es hätte echt nicht sein müssen.
Deswegen: Immer auf die Karte sehen!  Egal, Schwamm drüber.

Die Strecke ist wirklich sehr abwechslungsreich. Beginnend mit den Überschreiten des Pitztaler Jöchls, dass ein Deja vu des Weges weg von der Memminger Hütte im vergangenen Jahr war, der Abstieg im kargen Tal bis hin zur Mautstation, bei der man wieder voll in der richtigen Zivilisation/ Tourismushochburg Sölden ankam und dann natürlich der irrwitzige Marsch über die Straße bis nach Vent.

Abwechslung pur in Sachen Untergrund, Landschaft, Anspruch und  Temperatur.

Aber damit nicht genug: Die 14km bis zur Similaunhütte zogen sich und waren mitunter ganz schön öde zu laufen.
Umso schöner, wenn man an dem langersehnten Tagesziel ankommt.

Ein Tipp: Wandert den Weg bis nach Sölden und nehmt dann den Bus bis nach Vent. Alternativ durch den Tunnel bei der Skiarena und dann den Ötztaler Höhenweg nehmen. (den wir eigentlich auch laufen wollten)
Einkehren solltet ihr nochmal in Vent, bevor es zum Aufstieg geht.

Alles in allem eine sehr abwechslungsreiche aber auch anstrengende Etappe.

Art der Strecke

Abwechselnd Waldboden, trotzdem überwiegend steiniger Untergrund, in Stadtlage und zu den Höhenpunkten zum Teil asphaltiert

Wegweisung /Ausschilderung

E5-typisch sehr gut ausgeschildert. Trotzdem: Immer auf die Karte/GPS schauen!!!

Einkehr-/Trinkmöglichkeiten

Erst unterhalb der Ski-Arena gibt s 2 Hütten zum erstmaligen Einkehren, dann findet man auf der Strecke immer wieder Hütten, wo man sich ausruhen und Kraft tanken kann.

Höhenmeter bis zum Ziel

1890m bergauf, 1630m bergab

Streckenlänge

37,3km

Dauer

Gehzeit inkl. kurzer Pausen: 10h19min

Die Tour bei Komoot

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