Alpenüberquerung E5- Tag 3: Von der Bergstation Venet bis zur Ludwigsburger Hütte

3. September 2023
Posted in Touren
3. September 2023 markus

2023…Diesmal muss es klappen!!! Nach unseren gescheiterten Versuch im vergangenen Jahr, begannen wir dort, wo 2022 unsere Reise zu Ende war: Unweit der Bergstation der Venetbahn im österreichischen Zams.

Früher als geplant und mit vielen Hindernissen ging es am Vortag aber los…Lest aber selbst…

Um zu verstehen, was am Vortag alles geschehen ist und mit welchen Hintergedanken starteten, muss ich ein wenig ausführlich werden:

Es begann am Sonntag Nachmittag, als ich bei Alex eintraf. Es dauerte nicht lange, ehe er mir eröffnete, dass die gebuchte Zugverbindung am Montag abend 22 Uhr scheinbar nicht mehr genutzt werden könnte. Fast gleichzeitig stellte er fest, dass die Venetbahn wegen Reparaturarbeiten geschlossen hatte… Toll…Es schien also, als müssten wir erstmal früh morgens unsere Tour mit einen 1200m Aufstieg beginnen…Hatten wir ja schon mal…

Am nächsten Morgen fand Alex eine andere Zugverbindung heraus…2h eher los und umso zeitiger in Zams…doch in Sachen Aufstieg bestand wieder Hoffnung: Es gab ein Bus, der uns zumindest auf eine Alm bei rund 2000m bringen sollte…oder jedenfalls dachten wir das…
Na gut, es bestand also wieder ein Funken Hoffnung.

Sachen gepackt und ab in den Zug…Schlafen und ausruhen, so der Plan, wollten wir uns im Zug und auf den Bahnhöfen, so gut es irgendwie ging.
Anfangs funktionierte dass auch, bis wir nach Kufstein kamen…Umsteigen auf Gleis 22 um von dort, kurz nach Mitternacht nach Zams weiterzufahren…Problem nur: Der Zug fuhr uns vor der Nase weg…von einen anderen Gleis aus. Danke für nichts!
Ruhig bleiben, den teuren Futterautomaten auf den Bahnsteig leeren und warten…2h…

Glücklicherweise kam der Zug schon eher und wir konnten 30min vor Abfahrt unser Schlafplatz für die nächsten 2h einrichten.
Es ging über Innsbruck, wo Partygängerinnen einstiegen und bis Zams über ihre nächtliche Partyerlebnisse erzählten. (wir bedankten uns danach für die netten Erzählungen, denn schlafen konnten wir dadurch nicht)

Schließlich waren wir in Zams angekommen. Der Ausgangspunkt unserer Tour war schon mal erreicht und mittlerweile war die Route für den ersten Tag zum 2 oder 3 mal umgeplant worden.

Was nun tun? Die Zeit nutzen und los laufen oder warten und den Bus nehmen? Nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr war schnell klar: Wir sparen unsere Kräfte und warten. Also wieder wurde ein ruhiges Plätzchen am Bahnhof gesucht und möglichst gut ausgeruht.
Um 6 Uhr war schließlich mit der Ruhe vorbei, denn der ansässige Bäcker öffnete und die ersten Menschen stürmten den Backladen.

Wir frühstückten erstmal und gingen im Anschluss zur Talstation der Venetbahn. Natürlich fanden wir dann heraus, dass der Bus auf jeden Fall fährt, uns aber nicht an der Alm, sondern an einer Abzweigung raus lässt, die 800 Höhenmeter unter dem Gipfel liegt.

Toll, ganz toll…die Motivation war wieder ganz unten…Handy raus, Komoot an und wieder einmal umgeplant…doch es sollte wieder anders kommen…

Um ungefähr 07.30 Uhr kamen schließlich Mitarbeiter der Bergbahn an, die auf den Gipfel mussten um von dort die Arbeiten durchzuführen. Und nach ein paar Minuten kam dann doch noch ein kleines Wunder für uns: Der Chef fragte so in seine Mitarbeiterrunde, ob sie alles hätten oder ob noch irgendwas mitgenommen werden muss. Und genau in den Moment platze es aus Alex heraus: “Ja, uns!”

Prompt bot uns der Chef an, gegen das Lösen eines regulären Tickets an der Kasse, uns im Pickup mitzunehmen…Wahnsinn. Welch ein Glück!

Kurze Zeit saßen wir im Auto und fuhren über die enge und kurvige Straße bis hoch zum Gipfel und kamen genau zu der Zeit an, mit der wir von Anfang an geplant hatten. Was für ein Glück. Irre.

Die Tourbeschreibung

Nun aber los…

Kurz nach 8 Uhr starteten wir unsere Tour in Richtung der 2512 m hohe Glanderspitze, die den höchsten Punkt des Venet bildete. Mit uns gleichzeitig begannen auch einige andere ihre Tageswanderung, die entweder im Gipfelhotel oder in der Skihütte Zams übernachtet hatten.

Der rund 3km lange Weg zum Gipfel verläuft über einen recht leicht zu gehenden Weg, der sich langsam die 300 Höhenmeter emporsteigt.
Die große markante Antenne der Bergstation immer im Blick, erreichten wir den Gipfel, bei besten Wanderwetter, nach ein wenig mehr als einer Stunde.
Das hohe Gipfelkreuz steht auf einen kleinen Plateau, dass genug Platz für die vielen Wanderer bietet. Im Gegensatz zu vielen anderen Gipfeln in dieser Höhe, ist hier auch viel Gras zu finden, so dass die Auswahl für einen Pausenplatz recht groß ist.

Trotz der tollen Rundumsicht blieben wir hier allerdings nicht lange. Über einen schönen Grat ging es weiter zum nächsten Gipfelkreuz, dass auf dem 2480m hohen Piller aufgestellt ist. Es ist ein wirklich toller Weg, der dann weiter über den Grat bis hin zur Venetalm führt.

Wir jedoch, begannen nun mit den Abstieg ins Tal- mit rund 1500 Höhenmetern Differenz kein Zuckerschlecken am ersten Tag.

Den passenden Weg für den Abstieg zu finden war leicht: Wie eine Perlenkette auf den Weg, wanderten bereits mehrere geführte Gruppen talabwärts- wir brauchten einfach nur folgen.

Der zum Teil sehr steinige Weg, führte uns schnell bergabwärts, der oft durch nasse Abschnitte führte: In den letzten Wochen war es in der Region zu  einigen Unwettern gekommen, die für Abgänge und eben das Wasser am Berg sorgte.
Vorbei an blühenden Wiesen und Weidenflächen, stießen wir auf halber Strecke auf einen Höhenweg, der von der Gogles Alm kam.

Kurz vor der, gerade geschlossenen, Galflun-Alm, überbrückte praktischerweise ein Holzsteg die nasse Wiese, so dass die Füße trocken blieben.
Mit Erreichen der Hütte, ließen wir auch die Baumwuchsgrenze hinter uns und wanderten danach einige Zeit durch die Wälder.

Während einige unserer Mitwanderer sich in der Larcher Alm ausruhten und stärkten, ging es für uns weiter bergab. Obwohl nun im Wald unterwegs, waren die Wege leider nicht zu vergleichen wie die gut zu laufenden Forstwege, nein, eher waren es Pfade auf Waldboden und überwiegend durchsetzt mit kleinen und auch größeren Steinen. Das bremste natürlich einen schnellen Abstieg aus.

Kurz vor der kleinen Ortschaft Larchach, kamen wir aus dem Wald und liefen nun weite auf überwiegend befestigten Wegen. So erreichten wir nach rund 4h und knapp 12km die Piller Landesstraße, die wir überquerten und kurze Zeit später die Ortschaft Jerzens und somit auch das Pitztal erreichten.
Hier konnten wir endlich an einen Brunnen unsere Wasservorräte auffüllen, uns stärken und uns auf den langen Weg durch das Pitztal vorbereiten.

Gleich vorweg: Es ist absolut verständlich, wenn ein Großteil der E5-Wanderer sic in Wenns oder Jerzens in einen Bus setzen und durch das Pitztal bis zum Aufstieg zur Braunschweiger Hütte fahren. Dadurch erspart man sich mindestens 25km Weg oder eben eine volle Tagesetappe.
Wir jedoch, hatten bereits im vergangenen Jahr beschlossen, den E5 komplett zu laufen und auf Bus oder Taxi somit zu verzichten.
Somit stand uns keine Busfahrt, sondern eben ein langer Fussmarsch durch das Pitztal vor uns.

Der asphaltierte Weg von unseren Pausenplatz in Jerzens endete in einen kleinen Waldweg, der uns dann schließlich oberhalb der Pitztal Landesstraße entlang führte.
Durch wunderschöne Waldstücke und vorbei an tosenden Wasserfällen, machte diesen Teil der Strecke wirklich wandernswert.
Doch irgendwann, so ungefähr auf halber Strecke zum Aufstiegspunkt, war auch dieser Weg zu Ende und wir mussten zum ersten Mal während dieser Tour auf der normalen Straße weiterlaufen. Dass es bei weitem nicht das letzte Mal gewesen sein sollte, wussten wir in diesen Moment natürlich noch nicht.

In diesen frühen Nachmittagsstunden hatten wir nun öfters das Handy mit der Wettervorhersage oder besser gesagt dem Regenradar in den Händen, denn es kündigte sich etwas an… Den Aufstieg bei Regen und Gewitter wollten wir auf jeden Fall vermeiden.

Schließlich erreichten wir, bei schon leicht einsetzenden Regen, den ersten Gewitterdonnern und nach rund 2,5km auf der Straße, die Ortschaft Rablesau. Hier konnten wir endlich die Seite des Pitzbaches wechseln und die Straße verlassen.
Da der Regen immer stärker wurde, entschlossen wir uns, unterzustellen und die nächste trockene Phase für den Aufstieg abzuwarten. Wir fanden schließlich Schutz in einer kleinen Kapelle am Ende von Rablesau, kurz bevor der Weg wieder im Wald verschwand.

Hier warteten wir rund 45min, ehe der Regen weniger wurde und wir uns zum Aufstieg entschlossen.

Die nahe Ortschaft Schußlehn bildete den Ausgangspunkt für den Aufstieg dar. Die gute Ausschilderung machte es faktisch unmöglich, den Weg zur Ludwigsburger Hütte zu verpassen.
Noch mit unseren Regenklamotten ging es jetzt nur noch nach oben.

Hier gab es 3 Möglichkeiten zur Hütte zu kommen: den langen aber befestigten Versorgungsweg für Autos, die normale Route (schön gekennzeichnet mit einen Schild auf den ein Esel und ein Mensch zu sehen war) und die direkte, aber steile Route.
Also im Grund gab es hier das gleiche Prinzip wie beim Weg zur Skihütte Zams…

Am Anfang liefen wir noch, bei bedeckten Himmel und tiefhängenden Wolken, die normale Route aber irgendwann passierte es natürlich: Einmal nicht aufgepasst und wir landeten auf dem steilen Abschnitt. Und er war steil. Auch wenn der Weg hochwärts schön war (riesige Felsbrocken in Wechsel mit guten Waldboden), nutzten wir trotzdem die erstbeste Gelegenheit unseren Fehler zu korrigieren und wechselten wieder auf die normale Route, die nun deutlich angenehmer zu laufen war.

Trotzdem war der Anstieg von 700 Höhenmetern auf 5km Weglänge nicht ohne.
Als dann schließlich die Sonne wieder schien, lichtete sich der Wald und durch ein Gatter kamen wir auf die große Freifläche, auf der sich, neben einigen kleineren Hütten, auch unser Tagesziel, die Ludwigsburger Hütte befand.

Endlich! Nach 9,5h und über 27km waren wir endlich da und wurden prompt sehr nett begrüßt. Es war bereits Zeit fürs Abendessen. Also nicht lange warten und schon schnell noch Getränke und das Essen (a la carte!) bestellt, das Schlafquartier bezogen und ab zu Tisch.
Herrlich.

Die Ludwigsburger Hütte war genau die Art von Hütte, die uns gefiel: Familiengeführt, nicht zu groß (Platz für 55 Personen) und somit nicht überlaufen, tolle Lage, schöne Aussicht und ein Gefühl von Gemütlichkeit. Toll!

Nach dem leckeren Abendessen des tibetischen Koches, ging es unter die Dusche und es wurde sich umgezogen um die erste Folge unseres DailyLog-Podcasts auszunehmen. Es wurde noch ein richtig toller sonniger Abend und deswegen schickte Alex die Drohne noch durch die Gegend, eher der Nebel das Tal endgültig einhüllte und die einsetzende Kühle uns in den warmen Gastraum “zwang”.
Doch es dauerte nicht wirklich lange, dann war unser leerer Akku deutlich zu spüren. Recht zeitig, gegen 21 Uhr, ging es schließlich ins Bettenlager, in der wir uns hoffentlich gut erholen sollten.

Fazit

Eine tolle und gleichzeitig auch fordernde Etappe zum Einstieg.
Nach den nervenzerreibenden Hin- und Her des bis zum Start bei der Bergstation Venet, erlebten wir einen richtig tollen Aufstieg zum höchsten Punkt der Etappe über den schmalen Grat des Venet.

Bei strahlenden Sonnenschein auf dem Berg und im Tal, erlebten wir eine wunderschöne Landschaft am Beginn des Pitztals. Doch erlebten wir auch, wie schnell das Wetter hier umschlagen kann und das Tal in einen Regenschauer hüllt.
Auf der Ludwigsburger Hütte konnten wir dann erleben, wie grandios die Abendsonne die Umgebung in sein Licht hüllt, aber auch wie schnell der Nebel ins Tal ziehen kann, um nur Minuten später wieder verschwunden zu sein.

Wie schon bei der Tourenbeschreibung geschrieben: Jeden, der nicht vollständig laufen möchte, den ist zum Bus bis nach Mittelwald geraten. Hier erspart ihr euch eine Menge Kilometer, verpasst aber dafür ein tolles Wandererlebnis in diesen schönen Tal.

Ein Hinweis noch: In einer Quelle bei Jerzens, konnten wir unser Wasser zum ersten Mal nachfüllen, also geht sparsam damit um! Es ist aber anzunehmen, dass man auf der Larcher Alm ebenso seine Trinkgefäße auffüllen kann…

– – – – – – –

Ein wenig mehr als eine Woche nach unserer Tour, stürzte ein starkes Unwetter das Pitztal in ein Chaos. Die Straße ab Wenns wurde gesperrt und der Pitzbach, an den wir so lange gelaufen waren, verwandelte sich ein reißenden Fluss…
Hier ist unsere Hoffnung, dass sich diese schöne Gegend möglichst schnell von diesen Unheil erholt.

Art der Strecke

Abwechselnd Waldboden und steiniger Untergrund, In Ortslage asphaltiert

Wegweisung /Ausschilderung

Zum Teil gut ausgeschildert. Trotzdem unbedingt jederzeit Komoot, Karte usw. prüfen!!!

Einkehrmöglichkeiten/ Trinkmöglichkeiten

Nach dem Abstieg die Larcher Alm, ansonsten gibt es in Wenns und Jerzens noch genügend Einkehrmöglichkeiten.
Im übrigen Pitztal, bis auf die höhergelegenen Hütten, sind eher Pensionen und Hotels zu finden.
Leider zu wenig Möglichkeiten, Wasser aufzufüllen, die einzigste die wir finden konnten befand sich bei der FFw Jerzens bei Kienberg

Höhenmeter bis zum Ziel

1490m bergauf, 1750m bergab

Streckenlänge

27,6km

Dauer

Gehzeit inkl. kurzer Pausen: rund 9,5h

Die Tour bei Komoot

, , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.