Vorgeplänkel
"Für angenehme Erinnerungen muß man im voraus sorgen."
Ich bin mir sicher, Paul Hörbiger hat diesen Satz nicht auf Wanderungen und Kamera bezogen, dennoch passt dieses Zitat prima zu diesen Blogeintrag.
Es soll um die verschiedenen Möglichkeiten gehen, Erinnerungen an eine schöne Tour bildlich festzuhalten.
Auf den Markt tummeln sich eine Vielzahl an Kameras und Handys, verschieden groß und auch verschieden teuer.
Ich möchte auf 4 Gerätetypen näher eingehen und dabei ein paar Vor-und Nachteile aufschreiben.
Vorweg: Ich bin ein wenig befangen!
Schon öfters wurde ich nach Kameraempfehlungen gefragt.
Schuld daran ist sicherlich mein Background als Fotograf.
Mit meiner Umschulungszeit habe ich über 10 Jahre in diesen Beruf gearbeitet, habe alles mögliche von Portraits, Familienbilder, Hochzeiten oder auch Sachaufnahmen fotografiert.
Deswegen weiß ich was geht und setze meinen eigenen Anspruch höher, als z.B. reine Handyknipser.
Trotzdem versuche ich immer mehr zwischen Aufwand und Nutzen abzuwägen. Und immer öfters lasse ich deswegen die große Kamera zu Hause.
Welche Möglichkeiten gibt es grundsätzlich?
Auf einer solchen Wanderung gibt es 4 realistische Gerätetypen, die man mitnehmen kann:
1. vollwertige Spiegelreflex-oder Systemkamera mit Wechselobjektiv
2. Kompaktkamera
3. Actionkamera (ich nenne sie mal im weiteren Verlauf GoPro, um den bekanntesten Vertreter mal beim Wort zu nennen)
4. Smartphone
Der Klassiker: Die Spiegelreflex-/Systemkamera mit Wechselobjektiv
Bei der Spiegelreflex-/oder Systemkamera mit Wechselobjektiv, ist es eigentlich egal, welchen Hersteller man wählt. Die Hauptvertreter Canon, Sony und Nikon, aber auch die kleineren Hersteller, wie Fuji, Leica, Panasonic oder Olympus (um mal ein paar zu nennen), bieten eine umfangreiche Palette an verschieden großen und preislich unterschiedlichen Kameras.
Ohne auf jede technische Unterschiede eingehen zu wollen, ist das genutzte Objektiv entscheidend.
Ist das Gewicht völlig egal, na dann kann man natürlich den Rucksack mit allen möglichen Brennweiten füllen.
Da dies aber meistens nicht der Fall ist, ist es ratsam, nur ein Objektiv mitzunehmen. Das spart Platz und Gewicht.
Wenn man damit Leben kann, weit entfernte Tiere nicht fotografieren zu können, dann ist der Brennweitenbereich (Achtung, umgerechnet auf Kleinformat!) 24-70 mm oder auch 24-105mm ideal.
Dieser Brennweitenbereich deckt die meisten Aufnahmesituationen ab und sind auch für Filmer gut geeignet. Deshalb haben die meisten Hersteller mindestens ein solches Objektiv im Angebot.
Früher als „Suppenzoom“ verrufene Objektive im Bereich 18-200mm oder darüber hinaus, sind qualitativ besser geworden, reichen dennoch nicht an die Qualität der o.g. Brennweiten heran.
Der Preisbereich für solche Kameras ist erheblich. Während für Einsteigergeräte auf den Gebrauchtmarkt Preise von 100-200€ aufgerufen werden, können Neugeräte auch mal bis 8000€ kosten. Entsprechende Objektive sind hier jedoch noch nicht eingerechnet!
Fazit: Wenn es um Bildqualität geht, kommt man um solche Kameras nicht vorbei. Abstriche muss man bei der Vielseitigkeit machen und sich im Klaren sein, dass eine solche Kamera-Objektiv-Kombination schwer ist und viel Platz einnimmt.
Klein und handlich: Die Kompaktkamera
Die Sparte der Kompaktkameras war für die Hersteller einmal sehr wichtig, da klein und relativ günstig waren und so den idealen Einstieg in die Fotowelt darstellten.
Mit den Aufkommen immer besserer Handykameras ist dieser Kamerabereich eingebrochen und die Verkaufszahlen sinken stetig weiter. Deswegen haben die meisten Hersteller entweder die Produktion ganz eingestellt oder konzentrieren sich auf hochwertige Modelle und sog. Bridgemodelle, Kameras mit einen hohen Brennweitenbereich, aber ohne die Möglichkeit das Objektiv zu wechseln. Allerdings sind dann diese Vertreter nicht mehr wirklich als kompakt zu bezeichnen.
Da die Kompaktkameras ähnlich große Bildsensoren haben, wie heutige Smartphones, aber deren Entwicklung weiter vorangeschritten ist, leisten Handykameras zum Teil bessere Arbeit als in den kompakten Kameras.
Eine Ausnahme sind die Premium-Kompakten, wie die Sony RX100-Serie oder das G-Modell von Canon, um nur zwei Vertreter zu nennen.
Diese Premium-Modelle werden zum Glück weiterentwickelt und besitzen mit einen 1 Zoll großen Bildsensor die fast 3fache Sensorfläche, wie „normale“ Handys, was zur Folge hat, dass die Kameras z.B. mit schlechten Lichtsituationen besser zurecht kommen.
Darüber hinaus besitzen solche Kameras oft ein Kipp-und drehbaren Bildschirm und einige Modelle haben einen Mikrofoneingang (für Vlogger).
Trotzdem sind oft die fast gleich teuren Smartphones in Vergleichtests die Sieger, wenn es um “ eine hosentaschentaugliche Kamera mit toller Bildqualität und zusätzlichen Features (Telefonfunktion, Online-Dienste, …) geht“ Quelle:dkamera.de
Gleicher Test sagt aber auch „Wer bei der Bildqualität der Fotos und Videos keine Abstriche machen möchte, muss […] zur RX100 IV greifen.“
Wenn man sich für eine solche Kamera entscheidet, rate ich die Modelle richtig zu vergleichen. Gerade bei Canon G-Serie, gibt es 3 verschiedene Modelle, die sich z.T. erheblich voneinander unterscheiden.
Auch rate ich zu einen gebrauchten Modell. Für 200-400€ bekommt man gute gebrauchte Modelle.
Ob als Haupt-oder Backupkamera sind die kompakten, rund 300g schweren, Modelle auf jeden Fall empfehlenswert.
Fazit: Die ganz kleinen Kompaktkameras, bieten kaum noch Argumente, die nur für sie sprechen. Anders sieht es bei den Premiummodellen aus: Sie bieten eine gute Bild-und Videoqualität, das Gewicht ist akzeptabel und nehmen wenig Platz in Anspruch.
ungewöhnliche Perspektiven: Die Actionkamera
Actionkameras liegen im Preissegment gebrauchter Premiumkompaktkameras oder von Smartphones im Mittelklassebereich.
Sie sind von allen Geräten die Vielseitigsten, Kleinsten und Robustesten.
Durch die geringe Größe, kann man die Aktionkameras z.b auf den Kopf, an den Rucksack oder z.B. auch an der Brust anbringen. Durch die immer wieder verbesserte Bildstabilisierung, ist vor allem das Videobild sehr ruhig und kann ideal für Zeitrafferaufnahmen genutzt werden.
Apropos Video. Die Actionkameras legen ihren Schwerpunkt auf Videos und weniger auf Fotos, auch wenn die Bildqualität sich nicht vor den der Smartphones verstecken muss.
Allerdings haben solche Kameras nur eine feste Brennweite, die nur softwareseitig geändert wird. Deswegen sind sie eher etwas für den Nahbereich.
Durch die wasserdichte Bauweise können sie auch mal schnell für Unterwasseraufnahmen herhalten bzw. kann auch der stärkste Regenschauer ihnen nichts anhaben.
Bei neuen Modellen gibt es auch Front-Bildschirm, um bei Vlogs immer im Bild zu sein, durch mögliche Anbauten oder, die bei Insta360, modulare Bauweise kann man die Kamera mit dem Aufrüsten, wozu man sie nutzen will – Eine Eigenschaft, die bei allen anderen Geräten nicht zu finden ist.
Ebenso gibt es 360-Grad-Actionkameras, die bis dato nie mögliche Videos ermöglichen. Im Grund filmt die Wanderungen nicht nur in eine Richtung, sondern komplett 360 Grad. In der Nachbearbeitung kann man jede mögliche Blickrichtung, auch nach oben und unten, auswählen und so außergewöhnliche Filme erhalten.
Fazit: Die Actionkamera ist eine „Allzweckwaffe“, wenn es um Vielseitigkeit, Robustheit und vor allem Videos geht. Ideal für den Nachbereich und für weitwinkelige Aufnahmen.
Ranzoomen geht natürlich auch, aber eben nur digital.
Wer eher Fotos machen möchte, für den ist eine Actionkamera nur bedingt geeignet.
Immer dabei: Das Smartphone
Das Smartphone, umgangssprachlich auch Handy genannt, ist fast in jeder Tasche zu finden.
Mit dem Erscheinen der ersten Handys mit Kamera, begann ein Siegeszug des Immer-dabei-Gerätes.
Dabei waren die Geräte erst groß, dann wurden sie klein, bis sie heute wieder richtig groß sind. Die Technik, wie auch die Kameras, wurde so schnell und so gut weiterentwickelt, dass sie den Kameramarkt massiv beeinflussten.
Heute haben sie vor allen kompakte Kameras fast aus den Markt verdrängt, da sie technisch so weit fortgeschritten sind, dass man keine 2 Geräte mehr braucht.
Aber gut, nach den kleinen Exkurs in Geschichte zu den Fakten:
Ja, für viele ist das Handy für unterwegs die erste Wahl. Auch ich lasse die große Kamera öfters zu Hause und nutze, gerade wenn es nur für Instagram und Co. geht, das Handy.
Der Grund ist klar: Ein Gerät vereint Kamera und Computer. Gerade das Bild gemacht, ist es im nächsten Moment schon bearbeitet und im nächsten schon online. Toll!
Aber vieles erledigt hier die Software. Größenbedingte Schwächen bei der Kamera und beim Sensor werden geschickt wegbearbeitet. Das sieht alles gut aus, auf den Bildschirm, auf Instagram & Co., selbst in kleinen Büchern.
Möchte man aber die Bilder in großen Büchern zeigen oder größer auf Fotopapier haben, sieht man den Unterschied zu den großen Kameras: Pixelmatsch, wie ich ihn bezeichne, Details fehlen und die Farben sind auch nicht immer das, was sie sein sollen. Eine Bildbearbeitung auf dem Handy macht die Sache alles andere als besser.
Aber ich will das Handy nicht schlecht reden: Das was in einen relativ kleinen Gerät geboten und geleistet wird, ist beeindruckend.
Fazit: Um die Mitnahme eines Smartphones kommt man nicht mehr vorbei, zu viele Vorteile gibt es. Aufgrund der unglaublich vielen Modelle auf den Markt, muss man jedoch schon genau vergleichen und seine eigene Prioritäten setzen.
Gute Bilder machen die meisten Kameras mit der Hauptkamera, im unteren dreistelligen Preisbereich wird allerdings oft an der Bildqualität in Sachen Weitwinkel oder Makro gespart.
- PRO
- beste Bildqualität
- für große Bücher und Fotos geeignet
- vielseitig, je nach Objektiv, nutzbar
- CONTRA
- groß und schwer
- teilweise sehr teuer
- stört unter Umständen beim Wandern, wenn sie umgehängt ist
- PRO
- klein
- gute Bild-und Videoqualität bei Premiummodellen
- sehr vielseitig
- stört an Rucksack oder in der Jackentasche kaum
- CONTRA
- günstige Kompaktkameras gibt es fast nicht mehr
- schwerer als Handy
- stört unter Umständen beim Wandern, wenn sie umgehängt ist
- PRO
- sehr klein und leicht
- auch für Extremaufnahmen geeignet
- wetterfest
- viele Befestigungsmöglichkeiten
- 360-Grad-Modelle erlauben einzigartige Videos
- CONTRA
- Schwerpunkt Videos
- nur weitwinklige Aufnahmen möglich
- für Fotos nur eingeschränkt tauglich
- PRO
- eh immer dabei
- gute Bildqualität, schon im mittleren Preisbereich
- All-in-one-Gerät
- zum Teil Wetterfest
- CONTRA
- teilweise sehr teuer
- eingeschränkt im Telebereich
- Bildqualität z.T. mit Abstrichen in Details
Meine persönliche Zusammenfassung
Man hat die Qual der Wahl.
Keins der Geräte ist das Nonplusultra. Bei jeden muss man Kompromisse eingehen.
Der Gebrauchtwarenmarkt ist bei Kameras besser als bei Smartphones. Hier muss man bei älteren Geräten schon mit „müden“ Akkus rechnen, die sich teilweise gar nicht austauschen lassen.
Preislich gesehen, liegen gebrauchte Kameras (Einsteigerkameras mit Wechselobjektiv, Premiumkompakte und Actionkameras) auf den gleichen Level.
Das beste Allroundgerät ist natürlich das Smartphone, gefolgt vom Premiumkompaktkamera und Actioncam. Die Kamera mit Wechselobjektiv verliert nicht, sondern positioniert sich am Ende aufgrund seiner Größe und geringeren Flexibilität.
Ich selbst hatte schon alle Geräte dabei, auf den Säuling und Rappenseekopf war u.a. die große Kamera dabei. Da sie mich beim Wandern behindert hätte, war sie im Rucksack. Und für jeden Motiv wurde angehalten, Kamera raus, eingestellt, Fotos gemacht und dann kam sie wieder zurück in den Rucksack. Spontanität war da leider Fehlanzeige. Würde ich nur fürs Fotografieren losziehen, wäre sie auf jeden Fall dabei!
Eine gute Actionkamera werde ich mir erstmal nicht zulegen, dazu ist sie mir zu videolastig.
Einen guten Kompromiss und somit auch auf meiner Kaufliste für die kommende Tour gelandet, ist die Premiumkompakte.
Bei den Modell schwanke ich noch zwischen der Sony RX100 III oder der Canon G7X II. Beide Kameras kann ich super an den Rucksack anbringen und schnell für Schnappschüsse herausholen.
Das Handy wird aber immer dabei sein. Es ist einfach zu vielseitig, anstatt darauf zu verzichten.
Bis zur kommenden Tour werde ich den Markt genau beobachten und das ausgewogenste Modell mit Schwerpunkt auf die Kameraqualität wird dann mein fast 5 Jahre altes Gerät in Rente schicken.