Vorwort
Jetzt haben wir ja verschiede Drohnen schon am Start (gehabt): Mini 2, Mini 4 Pro, Air 3, Avata 2 und alle machen genau das was sie sollen…
Doch ein riesiges Problem haben alle zusammen: Einfach mal aus der Tasche geholt und schnell ein Video gemacht, war kaum drinn: Rotoren- und Gimbalschutz abnehmen, mit der Fernsteuerung verbinden, warten bis genug Satelliten da sind…Ja, ein kleines schnelles Video von sich selbst zu machen konnte da schon 10min dauern…
Wie schön wäre es doch, mal eine Drohne zu haben, die ohne größere Umstände zu machen, ein kleines Selfievideo aufzunehmen, dass man dann später im Social Network oder auch in ein größeres Video einbauen kann…Beim Wandern, beim Biken und und und…
Aber dann kam (nach ein paar Versuchen, die zu keinen wirklichen Erfolg führten), Hover mit einer Selfiedrohne auf den Markt. Es sollte nicht lange dauern, bis DJI, 7 Jahre nach der Spark, die man nicht ohne Grund als Vorgängerin bezeichnen kann, einen Gegenspieler vorstellen konnte…
Selten haben wir auf so eine Drohne gewartet: Nach den ersten Leaks, Ankündigung und bis hin zur finalen Vorstellung- viele Meldungen und Videos wurden angesehen.
Gleichzeitig kam aber auch die Meldung, dass Hover weitere 2 neue Selfiedrohnen auf den Markt bringt- doch schnell war klar, dass hier vor allem der Preis und die Integrierung in den derzeitigen Workflow die Entscheidung bringt.
Dann aber kam die Meldung über das Release…es schien wirklich eine Drohne zu sein, die nicht nur eine Verbesserung von älteren Modellen darstellt, sondern uns wirklich neue Möglichkeiten bietet…
allgemeine Beschreibung
Klein, leicht und einfach zu bedienen. Das könnte als Kurzbeschreibung reichen. Natürlich kommen hier die wichtigsten Daten:
• Gewicht: ca. 135g
• Abmesssungen: 13×15,7×4,9 cm (L×B×H)
• max. Flugzeit: 18min
• Windresistenz: max. 8m/s
• interner Speicher: 22GB (nicht erweiterbar)
• 1/2 Zoll Sensor
• Fotoauflösung: 12MP
• Videoauflösung: max. 4k 30fps
Somit passt die Neo in fast jede handflächengroße Tasche und fällt daher überhaupt nicht auf. Ich selbst habe die Tasche am Tragegurt meines TT HipBag angebracht.
Standardmäßig ist ein Propellerschutz angebracht, was auch wirklich sinnvoll ist. Der Schutz lässt sich zwar nicht ganz einfach, z.B. zum Reinigen, entfernen, erfüllt aber dennoch seinen Zweck, wenn die kleine Drohne, so wie bei mir, in einen Baum fliegt.
Auf der Oberseite gibt es einen An/Aus-Knopf, sowie den Auswahlknopf der Flugmodi, die per LED und entsprechenden Symbolen angezeigt wird.
Auf der Rückseite liegt der USB-C Anschluss frei. Hier wäre eine kleine Abdeckung nicht schlecht gewesen…
Achtung! Die DJI Neo wurde selbst bezahlt. Niemand hat irgendwie irgendwas gesponsert.
Die Inbetriebnahme und der Start
Zu Beginn muss man festhalten, dass es 3 Möglichkeiten gibt, die Drohne zu starten und auch zu betreiben:
1. autonom und aus der Hand
2. verbunden mit Smartphone
3. verbunden mit Fernsteuerung
Sobald der Gimbalschutz abgenommen ist, wird die Neo wie gewohnt mit dem Power-Button aktiviert: 1x drücken zeigt den Akkustand, ein weiteres langen Halten, aktiviert die Drohne.
Möchte man nun die Drohne aus der Hand starten, wählt man den Flugmodi aus, der durch eine grüne LED und durch Sprachausgabe angezeigt wird. Nach einen Countdown startet die Drohne.
Die Neo fliegt nun selbständig den Modi ab und macht dabei die Aufnahme- bei manchen Modis auch zwei. (z.B. bei Rocket). Danach kehrt die Drohne zum Ausgangspunkt zurück und landet selbstständig auf der Hand, sobald man die unter die Drohne hält. Bleibt die Neo in der Entfernung stehen und schwebt, so reicht auch ein einfaches Hand ausstrecken, welches die Drohne erkennt, zur Hand fliegt und landet.
Interessant: Eine langwierige GPS-Suche, bis genug Satelliten zum sicheren Start vorhanden sind, bedarf es nicht. Nach dem Einschalten kann man fast augenblicklich losfliegen.
Hält man beim Start die Neo schief oder ist die Kamera nicht auf das Motiv gerichtet, so wird der Start abgebrochen.
Bei der Kopplung mit dem Smartphone kann ich auch vom Boden aus starten- der übrige Ablauf bleibt, bis auf die Möglichkeit die Flugmodi in der DJI Fly-App auszuwählen, gleich.
Alles was die Nutzung mit der Fernsteuerung betrifft, möchte ich nicht näher beleuchten- diese will ich mit der Neo kaum bis gar nicht nutzen, aber die Funktionen und die Handhabung entspricht auch den anderen DJI-Drohnen.
Die für mich interessanten Flugmodi
Besonders 3 Flugmodi waren und sind für mich interessant: Follow, Direction Track und Spotlight.
Bei Follow folgt die Neo mir ungefähr den gleichen Weg wie ich gegangen bin, bei dem Direction Track (einstellbar im Individual-Modus), fliegt sie vor mir her und beim Spotlight schwebt die Drohne an einer Stelle, dreht sich aber, mich immer im Blick, mit.
Somit bekommt der Betrachter den Eindruck, als hätte jemand anderes in Bodennähe gefilmt. Ideal also bei Wanderungen oder Radtouren.
Follow und Direction Track kann man die Entfernung, Höhe zur erfassten Person einstellen, bei dem Spotlight sind keine Einstellungen diesbezüglich möglich, allerdings ist eine Umstellung von Video auf Foto möglich. (und das als einzigster Flugmodus!)
Um ein Foto machen zu lassen, muss man einfach 3 sek verharren.
Ansonsten wird jeweils die Videoaufnahme selbstständig gestartet, wenn die Neo die eingestellte Entfernung erreicht hat. (beim Spotlight beginnt sie nach dem Start)
Die übrigen Flugmodi
Die anderen Flugmodi kennt man bereits von anderen DJI-Drohnen:
• bei der Dronie fliegt dabei die Neo rückwärts und dann wieder zurück. Es wird dabei je ein Video aufgenommen. Die Entfernung und die Höhe kann man in der App einstellen
• Beim Kreisen kann man die Distanz auch in der App einstellen, hierbei umkreist die Drohne das Motiv. Allerdings sollte man darauf achten, dass man nicht auf einen Hang steht, denn dabei würde die Neo aufgrund fehlender Sensoren einfach in den Boden fliegen
• Ein weiterer Klassiker ist Rocket. Die Neo stiegt dabei auf die eingestellte Höhe, während die Kamera auf das Motiv gerichtet bleibt. Auf den Abstieg wird ein weiteres Video aufgenommen.
• Unter dem Individual- Modus kann man, neben dem Direction Track, noch Helix und Boomerang einstellen. Bei Helix fliegt die Neo eine ovalförmige Bahn um das Motiv, während bei Boomerang die Höhe während der Aufnahme noch variiert.
Besonderheiten / Auf was muss geachtet werden
Im Gegensatz zu anderen Drohnen, hat die Neo keine Hinderniserkennung. Lediglich die Bodensensoren dienen der sicheren Landung. Man muss daher das Gelände schon gut im Blick haben und Entfernungen gut abschätzen können, ansonsten fliegt die Neo ungebremst ins Unterholz.
Mir ist das selbst schon passiert, als sie bei einen Dronie in einen überhängenden Laubbaum geflogen ist. Sie hing dort in den Blättern und die Motoren drehten bis zum Anschlag. Zum Glück kam sie dann herunter. Sie war zwar heil geblieben, aber hatte in Teilen eine Grünfärbung angenommen…
Bei einem Absturz stellen sich die Motoren gleich ab, um weitere Schäden zu vermeiden.
Die Neo produziert zwar stabilisierte Video, aber fliegt sie keineswegs stabil: Sie hat schon mächtig gegen ein wenig Wind zu kämpfen, stellt sich dabei aber tapfer schräg und liefert bis Windgeschwindkeiten bis 8m/s gute Ergebnisse ab. Die Software Gyroflow kann hier nachträglich ein wenig aushelfen, sollte das Footage doch ein wenig wackeln.
Entsprechend der geringen Größe sind die Propeller klein und produzieren einen deutlich hörbaren Ton mit den hochdrehenden Motoren. Leise ist anders, sollte aber dennoch wenig stören.
Stichwort Akku laden: Ich habe nur das Standardset gekauft, was eben nur einen Akku enthält. Das wird auf Dauer nicht ausreichen. Ich habe darauf spekuliert, dass ich die Neo mit der Powerbank laden kann. Das geht schon, aber 2 x während eines Ladevorgangs bekam ich von der Drohne das Signal: Überhitzungswarnung, während das Laden mit normalen Netzstecker problemlos und schnell vonstatten geht…
DAS GRÖSSTE PROBLEM!!!
Bei allen Möglichkeiten, die die Drohne bietet, hat die DJI Neo ein riesiges Problem:
Die mangelhafte Video-und Fotoqualität!
Hier gibt es absolut nichts zu beschönigen und jeder der das Gegenteil behauptet, hat sich die Aussage gut bezahlen lassen.
Die Bilder sind matschig, haben große Probleme in hellen Bereichen und sehen aus, als würden sie aus einen Low-Budget-Handy von vor 5 stammen.
Die Videos leiden ebenso unter Detailarmut, zu kontrastreicher Darstellung und haben, wie beim Foto auch, große Probleme bei Lowlight.
Trotz des größeren und des vermeintlich neueren Sensors gegenüber meiner älteren Mini 2 (Erscheinungsdatum 2020!), sind deren Bilder um Längen besser als die der Neo. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was DJI da geritten hat, aber das ist nicht akzeptabel.
Gut, wir dürfen nicht vergessen: Wir reden hier von einer 199€ Drohne, ja, aber hätte man zumindest den Sensor und die Optik der alten Mini 2 genutzt- he, alles wäre gut gewesen!!!
Diese Foto-und Videoqualität lässt fast die Vermutung zu, als hätte DJI sie schnellstmöglich (=vor den neuen Hover-Drohnen) auf den Markt bringen wollen. Das untermauert auch das schnelle Update, das kurze Zeit nach Erscheinen herauskam, aber selbst das brachte nicht wirklich viel… alle Beispiele unter dem Abschnitt wurden nach dem Update aufgenommen…
Ich schließe mich deswegen einen Youtuber an, der meinte (sinngemäß): Gerne hätte ich 50€ oder 100€ mehr ausgegeben und hätte dafür eine nutzbare Qualität.
Unterm Strich darf man jedoch 2 Dinge nicht vergessen:
1. Die Neo ist für schnelle kleine Videos ausgelegt, die man schnell mal ins Web bringen möchte…(moment….wieso dann keine Hochformat?)- da wird eh herunterskaliert und dann sieht die Qualität wieder annehmbar aus
2. Damit schafft sich DJI selbst einen Markt für einen potentiellen Nachfolger! Und ehrlich: Ich würde den auch kaufen, wenn es eine bessere Qualität gibt.
Hoffen wir alle, dass da DJI durch weitere Updates noch was liefert…
+++ Was gefällt mir? +++
DAS Top-Argument für die Neo ist eindeutig die Möglichkeit schnell mal ein Video ohne viel Aufwand zu erstellen:
Auspacken – Starten – Einpacken
Ein Vorgang, der nicht Zeit kostet und der dazu auch noch funktioniert.
Mir gefällt eben so die Kompaktheit der Drohne und die reichhaltigen vordefinierten Flugmodi.
Die Neo macht zuverlässig was sie soll und bietet darüber hinaus noch, die zwar nicht sehr nötigen, Möglichkeiten mit verschiedenen Fernsteuerungen zu koppeln und sogar, allerdings in der Combo übertrieben teuer, als FPV-Drohne zu nutzen.
--- Was gefällt nicht? ---
Dinge die mir nicht gefallen sind eher technischer Natur:
Da ist zum einen der Hauptkritikpunkt: Foto-und Videoqualität.
Auch die Einstellmöglichkeiten in der App finde ich mager: Wieso kann z.B. ein Dronie am Endpunkt eine Serie von Fotos machen? Technisch überhaupt kein Problem.
Ebenso kann man in Sachen Kamera ganz wenig umstellen: Mir fehlt die Auflösung 2,7k! Völlig ausreichend für Social Media und vermutlich in besserer Qualität als 4k möglich. Aber 4k klingt eben viel besser für das Marketing…
Apropos Social Media: Die Neo hat einen klassischen 4:3 Sensor…Wieso wird nicht die Option geboten, Bilder und Videos im Hochformat aufzunehmen? Wegen der intelligenten Erfassung ist das Motiv eh immer mittig- verändern kann man das eh nicht. Wieso dann nicht einfach einen Crop mittig zulassen? Die Auflösung gibt es doch fast her…bei der Bildqualität fällt ein Interpolieren eh nicht mehr auf…
Natürlich könnte ich mich nun noch über die Lautstärke aufregen, aber um was kleines in die Luft zu bekommen, müssen eben die Motoren mehr drehen…also wieso sich über etwas beschweren, was eh nicht zu ändern ist?
Mmh…noch irgendwas? Ne, ich glaube das war es mit dem Gemecker…
Fazit
Die kleine Biene gefällt mir richtig gut. Sie macht genau diese Aufnahmen, die ich mir bei Unternehmungen immer gewünscht habe und ohne die größeren Drohnengeschwister, eher umständlich, erst flugbereit zu machen und dann nach getaner Arbeit wieder zu verpacken. Da verliert man schnell die Lust solche Aufnahmen zu machen.
Bilder und Videos machen ohne großen Zeitverlust- Das macht die Neo toll!
Die Flugzeiten sind ok, die Software und die Ausgereiftheit auch….wenn da nicht die schon oft angesprochene Bild-und Videoqualität wäre!
Hier sollte, nein, muss, DJI noch nachbessern. Denn was nützt eine tolle Selfiedrohne, wenn die Aufnahmen in einen 4k- Wander- oder Radfahrvideo durch die schlechte Qualität auffallen?
Dann hat sie den eigentlich Zweck für mich und vielleicht auch viele andere potentielle Nutzer nicht gleich verloren, aber es schmälert auf jeden Fall die Freude an der Neo.
Trotzdem sollte man nicht vergessen: Es ist eine Einsteigerdrohne für 199€! Und wenn man sich das vor Augen hält, ist das, was man bekommt, wirklich nicht schlecht.
Ob man das Combo-Set für 150€ mehr braucht, muss jeder selbst entscheiden. Ich für meinen Teil brauche die Fernsteuerung im Grunde nicht. Würde ich mit der fliegen wollen, kann ich auch meine Mini 2 nehmen… Aber ein weiterer Akku ist auf Dauer nicht schlecht.