Nach 2 gemeinsamen Touren (Bootsfahrt auf der Weißen Elster und Durchwanderung des Rennsteiges, wobei letzteres auf mehrere Wochenenden aufgeteilt war), steht auch im Jahr 2024 eine Geschwister-Unternehmung an.
Schon im vergangenen Jahr haben wir es beschlossen: Einmal Thüringen zu durchqueren. Vom westlichsten zum östlichsten Ort. Auch diesmal planten wir 3 Wochenenden a‘ 2 Tage ein. Im Unterschied zum Rennsteig, wollen wir ein Teil wandern und einen anderen per Fahrrad bewältigen.
Also keine Durchwanderung, sondern eben eine Durchquerung.
Die Tourbeschreibung
Etappe 1: von Geisa nach Dermbach
Der ursprüngliche Plan bestand darin, im Örtchen Reinhards (laut Wiki der westlichste Ort Thüringens) zu starten. Da jedoch die Anreise zum nächstgrößeren Ort schon mehr als 3,5h dauerte und dann noch ein extra Rufbus geordert werden musste, entschlossen wir uns in der Stadt Geisa zu starten, die noch vom regulär fahrenden Linienbus angefahren wurde. Geisa liegt unweit der bekannten Gedenkstätte Point Alpha an der ehem. innerdeutschen Grenze.
Nach mehr als einer Stunde Fahrt vom Bahnhof Eisenach im fast leeren Bus, kamen wir in Geisa an und begannen unsere Tour auf den Kegelspielweg, den wir auch fast 10km lang folgten.
Nach rund 1,5km bergauf, erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, den Schleidsbergblick, der uns einen weiten Blick über das Tal bot. Der Wind pfiff spürbar, so dass wir trotz gestiegener Temperaturen die Jacken geschlossen ließen.
Einen Kilometer weiter, änderten wir spontan unsere geplante Route an einer kleinen Hütte uns folgten weiter dem Kegelspielweg, anstatt in die Ortschaft Kranlucken abzusteigen und den Weg durch das Tal zu folgen. Eine Entscheidung, die mehr als goldrichtig war, wie sich später herausstellte.
Da wir auf dieser 1. Etappe reichlich Zeit hatten, genehmigten wir uns nach nicht mal 5km Weg eine erste Pause an einen weiteren Aussichtspunkt, diesmal am Spielberg gelegen.
Neben der ersten Verpflegung kam auch zum ersten Mal die kleine Drohne zum Einsatz, die uns einen Überblick über die Landschaft von oben verschaffte.
An einen großen Holzkreuz vorbei, liefen wir weiter auf den sehr gut ausgebauten Wanderweg, der größtenteils aus einer Oberfläche von festgefahrenen kleinen Schottersteinen bestand. Hier war ein Gehen sehr angenehm und wir kamen gut voran.
Nach rund 5,5km erreichten wir die Frühstücksbuche oder auch Frühstücksbuchenplatz, einen gepflegten Rastplatz, bestehend aus mehreren Sitzmöglichkeiten samt Kochstelle. Überhaupt waren die Sitzmöglichkeiten bis dahin mehr als ausreichend vorhanden. Neben der auffällig guten Pflege bekam man dazu noch oft eine schöne Aussicht geboten.
In den folgenden Waldabschnitten, fielen uns auch die vielen kleineren Steine auf, die überall lagen und durch den auffälligen Moosbewuchs sich hervor taten.
Nach beinahe 7km kamen wir am Geisaer Waldhäuschen an, von dem wir immer noch begeistert sind.
Bilder der Drohne
Das Waldhäuschen ist etwas Besonders:
Vom Forstweg führt eine Fahrspur auf das Eck einer großen Wiese und endet an diesen wunderschönen Fachwerkbau.
Auf der linken Seite kommt man dabei an verschiedenen und jungen Bäumen vorbei, die gut für Kinder beschriftet sind. Ebenfalls gibt es hier 2 überdachte Sitzmöglichkeiten und kleinere Häuser für Kinder. Einfach liebevoll angelegt.
Rund um das Häuschen sind Holzhäcksel verteilt, was zum einen dekorativ ist und zum anderen Unkraut kaum eine Chance lässt.
Vor der Hütte gibt es einige Sitzmöglichkeiten und einen Grill aus Stein, weiter hinten eine große Feuerstelle, eine Quelle und eine Bio-WC, dass ein wenig weiter abseits steht.
Die Hütte selbst ist nicht abgeschlossen und bietet auch im Inneren Sitzmöglichkeiten. Neben weiteren überdachten Sitzmöglichkeiten kann man im Obergeschoss überdacht, aber im Freien oder auch im Inneren der Hütte übernachten. Eine Luftmatratze ist dabei natürlich wichtig!
Um dort zu übernachten, muss man auf der Webseite ein Platz reservieren. Die Preise schwanken dabei je nach Tag zwischen 30 und 50€, die genutzt werden, um die Nutzbarkeit aufrecht zu erhalten.
Auf Strom und fließend Wasser sowie eine Bewirtung muss man jedoch verzichten- allerdings gibt es eine Trinkwasserquelle an der Seite der Wiese.
Dafür bekommt man jedoch ein tolles Erlebnis an einen besonderen Ort und hat bei Schlechtwetter ein sicheres Dach über den Kopf.
Mit Blick über die Wiese machten wir hier auch eine weitere Pause, ließen die Drohne fliegen und trugen uns ins Besucherbuch ein.
Bilder der Drohne
Größtenteils durch den Wald laufend, verließen wir nach rund 10km den Kegelspielweg und wanderten weiter in Richtung des Sachsenburg, eines 721m hohen Berges, den wir aber wortwörtlich links liegen ließen. Hier wurde auch das erste Mal der gute Forstweg zu einen der typischen Wald-und Wiesenwege.
Keine 500m weiter kamen wir am Naturschutzgebiet „Bornwiesen“ an, an dessen Rand wir in einer kleinen überdachten Raststelle eine weitere Pause machten.
Auf dem, scheinbar unendlich langen, Forstweg ging es nun bergab, denn wir hatten mit den Sachsenberg den höchsten Punkt diesen ersten Tages geschafft.
Nach rund 14,3km lichtete sich der Wald und wir erreichten den Rastplatz „Hirtentränke“, der sich auf der anderen Seite der großen Wiese befand, die wir gerade streiften. Hier begegneten wir das erste Mal seit Start wieder ein paar Wanderern- bis dahin waren wir komplett alleine unterwegs.
Die Wegweiser am Straßenrand verrieten uns, dass es bis zum Tagesziel Dermbach nicht mehr weit war.
Es ging weiter über eine größere Freifläche und die ersten Gebäude kamen zum Vorschein.
Auf einer Wiese schließlich, sahen wir die kleine achteckige Hütte am Staudt-Blick, die uns einen tollen Blick auf Dermbach erlaubte. Hier flog die Drohne leider nur kurz, da ein paar Mal die Windwarnung auf dem Handy erschien und ein sicheres Fliegen kaum noch möglich war- so sehr pfiff der Wind über diese kleine Freifläche.
Über einen kleinen Weg ging es hinab in die Ortschaft, in der wir nach kurzer Zeit unsere Unterkunft erreichten. Nach einen guten Abendessen gingen bei mir schnell die „Lichter aus“, schließlich waren wir ab früh 4Uhr schon auf den Beinen…
P.S.: Hoffentlich brauche ich für die 2. Etappe nicht so viel Text…
Bilder der Drohne
Etappe 2: von Dermbach nach Wasungen
Der zweite Tag startete mit blauen Himmel und Sonnenschein. Der Wind hatte sich spürbar gelegt und die Vorhersage versprach uns einen sonnigen Wandertag.
Recht schnell waren wir aus der Gemeinde raus und folgten einen landwirtschaftlichen Weg (der wieder zum Kegelspielweg gehörte) in Richtung der kleinen Ortschaft Glattbach, in der wir die Felda, einen Nebenfluss der Werra, die den Tal ihren Namen gibt.
Von hier aus geht es ungewohnt stark ansteigend nach oben. Der Feldatalrundweg ist auch ein beliebter Fahrradweg, die aus einer guten Schotterpiste besteht.
Nach der ersten großen Kurve erreichten wir einen Aussichtspunkt, an der wir den ersten und einzigsten Touringen-Stempel dieser Tour abholen konnten, obwohl es in der Gegend wirklich einige davon gibt, die aber leider nicht auf unserer Route lagen.
Weiter ging es recht moderat bergauf ins Naturschutzgebiet Ibengarten, das zum Beispiel mit Eibenbäumen, Holzskulpturen und mit kindgerechten Infotafeln zur Natur schön gestaltet war. Tags zuvor, jetzt und auf den weiteren Weg trafen wir immer wieder auf den Namen Rhönpaulus, einer sagenumwobenen Gestalt aus der Gegend.
Nach rund 4,2km, der steilere Abschnitt hatten wir gerade geschafft, wurde es doch zu warm und die Fleecejacke wanderte in den Rucksack.
Der weitere Weg führte uns durch ein längeren Waldabschnitt, in den wir vor Sonne und Wind ganz gut geschützt waren. Zwar war dieser Forstweg unspektakulär, aber dennoch, wie bis jetzt fast immer, sehr gut zu laufen.
Nach ein wenig mehr als 8km verließen wir den Wald und kamen an eine riesige Wiese, auf der jeder Pferdeliebhaber seine wahre Freude hätte: Gut gepflegt, nicht zu steil und lang- ideal um einen langen und schnellen Ausritt zu machen.
Da wir uns mehr Kilometer als am Vortag vor uns hatten und auch pünktlich am Bahnhof ankommen mussten, entschlossen wir uns, auf größere Pausen zu verzichten und erstmal Strecke zu machen.
Auch kleinere Abkürzungen nahmen wir: Anstatt uns an einer Wiese seitlich entlang zu laufen, entschieden wir uns, den direkten Weg querfeldein zu nehmen um später auf die ursprüngliche Route zu stoßen. Wenn man eine solche Tagesetappe macht, ist jeder nicht gelaufene Meter etwas wert…
Auffällig von Beginn dieser Tour an: In den Waldabschnitten waren unheimlich viele Buschwindröschen zu finden. Wie Teppiche waren sie in den Wäldern verstreut. Toll anzusehen.
Im kleinen Waldgebiet bei dem Hahnberg hatten wir den höchsten Punkt der Etappe erreicht. Hinter uns die Rhön, konnten wir in der Ferne den Höhenzug des Thüringer Waldes schon deutlich sehen. Nach rund 12,5km gönnten wir uns dann die erste Pause. Esse, Trinken und Drohne raus. Das hatten wir uns verdient.
Nach der kleinen Pause, ging es bergab- immer die Berge des Thüringer Waldes vor uns im Blick. Die ersten Gärten und Häuser der Ortschaft Friedelshausen tauchten auf. Vorbei an einer alten Streuobstwiese, kamen wir an der DAV-Hütte „Rudolf Baumbach Hütte“ raus. Eine kleine aber sehr schöne Hütte mit einen schönen Außengelände. Auch im Inneren macht sie was her, wie man auf der Webseite sehen kann. Ein ideale Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer, Radler und auch Camper.
Über die Straße hinweg, führte uns ein Feldweg etwas mehr als 1,5km über offenes Gelände, ehe wir wieder in ein großes Waldgebiet kamen, in den wir fast bis zum Ziel unterwegs sein würden.
Gut vergleichbar mit den bisherigen Wegen auf denen wir unterwegs waren, kamen wir nach weiteren 5km an unseren weiteren Pausenplatz an: Auf einer Wegekreuzung am Hungerberg, fanden wir eine kleine Schutzhütte und Sitzmöglichkeiten vor, die wir gerne für eine letzte Pause nutzen.
Bei besten Wetter flog auch hier wieder die Drohne.
Auf den sogenannten Kaiserweg erreichten wir nach Kilometer 23 die ersten Gartenanlagen von Wasungen. Die Burg Maienluft, als markanter Punkt der Ortschaft, war schon vor weiten zu sehen. Die letzten 1,5km liefen wir größtenteils auf einen Zubringerweg, der zu den vielen Gärten führte. Ein letzter Abstieg und schon konnten wir den Bahnhof sehen.
Glücklicherweise hatten wir noch ein wenig Zeit, bis der Zug fuhr. Die nutzten wir, wie viele andere auch, um in einen Eiscafe eine wohltuende Abkühlung zu nehmen. Pünktlich wieder am Bahnhof zurück, brachte uns der Zug schließlich nach Erfurt und dann weiter nach Hause.
Ein tolle 2-Tages-Tour bei besten Wetter ging somit zu Ende…Die Planungen für die nächsten beiden (Rad-)etappen liefen schon…
Fazit
Die Rhön ist toll! Landschaftlich sehr schön, bietet sie auf den gut beschilderten und befestigten Wegen eine gute Abwechslung von freien Flächen, Aussicht und genügend Pausenmöglichkeiten.
Teilweise schöner als der Rennsteig, wie wir fanden, kann man auf den Etappen auch mal gut in die Ferne sehen. Der zweite Tag war sehr waldlastig, was aber bei der Sonne überhaupt nicht schlimm war.
Wir hatten die Route mit Komoot geplant, oder eher: Komoot hat uns das Planen abgenommen, und wir wurden sehr positiv überrascht.
Es ist auf jeden Fall lohnenswert, sich die Wanderwege genauer anzusehen und dort z.B. ein ausgiebiges Wanderwochenende zu verbringen.
Tipps
- Übernachtungsmöglichkeiten prüfen!
Die gibts in jeder Ortschaft, aber auch in den Geisaer Waldhäuschen und in der DAV-Hütte - Getränke mitnehmen!
Es gibt keine offiziellen Quellen unterwegs. Notfalls einen Wasserfilter mitnehmen! - Gastronomie gibt es nicht!
Die meiste Zeit ist man in der Natur unterwegs- hier gab es nichts, in der man Essen konnte. - Wanderstiefel nicht erforderlich!
Die Wege sind so gut, dass man bedenkenlos leichtes Trailrunningschuhwerk anziehen kann. - GPS, Karte oder Handy ist wichtig!
Zur Sicherheit immer auf die Karte oder Handy sehen!!!
Etappe 1: Von Geisa nach Dermbach
Höhenmeter bis zum Ziel
490m bergauf, 400m bergab
Streckenlänge
17,5km
Dauer
Gehzeit inkl. kurzer Pausen: 6h 10min
Etappe 2: Von Dermbach nach Wasungen
Höhenmeter bis zum Ziel
500m bergauf, 590m bergab
Streckenlänge
24,4km
Dauer
Gehzeit inkl. kurzer Pausen: rund 6h30min