Der Berg
Ein wenig einsam steht er schon da, der Große Krottenkopf, wenn man über das Tal des Roßgumpenbaches aufsteigt.
Aber wenn man einmal vor ihm steht, erhebt er sich dieser Fels mächtig in die Höhe.
Und oben angekommen, wird man mit einen sensationellen Rundumblick belohnt, die jede Anstrengung bis dahin vergessen lässt.
Die Tourbeschreibung
Es gibt Anfang Oktober nur noch wenige Gelegenheiten, um eine solche Tour zu machen – aber wir hatten das Glück auf unserer Seite.
Es ging wieder früh los, ganz früh:
Gegen 3 Uhr klingelte der Wecker. Schnell etwas essen und einen Kaffee trinken, bevor das Navi begann, uns knapp 2 Stunden durch das bayrische Allgäu in das österreichische Holzgau zu leiten, wo unsere Tour beginnen sollte.
Unterwegs schwankten die Außentemperaturen zwischen -2 Grad und 4 Grad – ein kleiner Vorgeschmack, was uns bis zum Sonnenaufgang bevorstand.
In Holzgau angekommen, nutzen wir den den letzten Parkplatz in der Nähe der Pfarrkirche, um das Auto abzustellen. Erstaunlicherweise war dieser komplett kostenfrei.
Von dort aus, machten wir uns gegen 6 Uhr auf den Weg. In der Dunkelheit führte uns der angenehm zu laufende Weg entlang des Höhenbaches unter der Hängebrücke Holzgau durch, am Erlebnisklettersteig Simmswasserfall vorbei bis hin zur Rossgumpenalm, die wir nach rund 45 min und 3,5km Wegeslänge erreichten. Während hier tagsüber für die meisten Wanderer schon Schluss ist, ging es für uns jetzt erst richtig los.
Wie man auf allen Karten erkennen kann, kann man von der Rossgumpenalm 2 Wege in Richtung Großer Krottenkopf nutzen: Zum einen gibts es einen gut ausgebauten Wirtschaftsweg (ideal für Biker) und einen der typischen „hohe Stufen, Geröll und Wurzel“-Wege… jeden dürfte klar sein, für welchen wir uns entschieden haben…kleiner Tipp: Es war nicht der Biker-Weg…;)
Mittlerweile kamen wir aus den kalten Nebel heraus und die Sonne schaffte es auch schon fast über die Berge. Hier kam zum ersten Mal an den Tag die Drohne zum Einsatz, die zwar auch mit der Dämmerung zu tun hatte, uns aber zeigte, dass ein kleiner, aber markanter Stall gar nicht mehr weit war.
Schließlich kam die Drohne mit vereisten Propellern sicher bei uns wieder an.
Ein Blick zurück ließ uns das herrliche Alpenglühen und ein Tal voller Wolken hinter uns beobachten. Was für ein herrlicher Anblick!
Nach rund 2,5km seit der Rossgumpenalm und mittlerweile 1850m hoch, verließen wir schließlich den Fernwanderweg E5, der nun in Richtung Kemptner Hütte weiter verlief.
Seit Holzgau liefen wir auf den E5, entgegengesetzt der klassischen Richtung und spätestens hier verfestigte sich unser Projekt für 2022, den E5 von Oberstdorf nach Meran zu laufen, noch mehr.
Mittlerweile nahm auch die Vegetation weiter ab und die kleinen Büsche wurden von immer größer werdenden Schneeflächen abgelöst. Hier wurde uns klar, dass wir wirklich einer der letzten Möglichkeiten ohne eine durchgehende Schneedecke für den Aufstieg nutzen.
Auch wenn es nun schon nach 8 Uhr war, liefen wir immer noch im kalten Schatten der Berge.
Mein altes Handy, wie auch teilweise der Akku der kleinen Kompaktkamera, mochten diese Temperaturen leicht über den Gefrierpunkt nicht so ganz, so dass die Akkus plötzlich leer waren oder die Geräte sich permanent ausschalteten.
Hätte ein Mülleimer da oben gestanden, zumindest mein Telefon wäre dort rein geflogen. Aber nein, die Beherrschung siegte doch schließlich und beide Geräte kamen in die wärmende Hosentasche (hilft wirklich!)
Grob weiter entlang des Roßgumpenbaches, führte unser Weg über klare und natürlich sehr kalte Schmelzwasserbäche, immer stetig ansteigend bis zu den ersten Geröllfeldern, die uns hoch in Richtung Krottenkopfscharte begleiteten. Der Schneefall an einen der letzten Tage, hatte das Geröllfeld weiß überzogen, zum Glück lag der Schnee nur maximal stiefelhoch. Trotzdem reichte es natürlich, um den einen oder anderen farblichen markierten Stein zu überdecken, so dass wir, sagen wir mal, nicht auf der Idealroute nach oben kamen.
Mit Beginn der Geröllfelder wurde auch das Gelände steiler. Auf 500 Streckenmeter ging es 150m in die Höhe. Entsprechend langsamer kamen wir voran. Aber lieber langsam und sicher, als schnell und anders…
Endlich angekommen auf der Krottenkopfscharte, 2350m hoch gelegen, bot sich wieder ein toller Blick hinein in das österreichische Lechtal, das unter einer dicken Wolkenschicht lag, während bei uns oben der Wind kräftig pfiff und wir schließlich doch noch aus dem Schatten heraus in die wärmende Sonne kamen.
Oben konnten wir schon das Gipfelkreuz sehen, das aber noch 300 Höhenmeter über uns stand.
Einen Weg im eigentlichen Sinne gab es nun nicht mehr. Man könnte es eher als ausgetretenen Pfad entlang von Markierungen bezeichnen. Die Schritte wurden länger und die Abhänge tiefer. Mit Wandern hatte das natürlich nichts mehr zu tun, als „gefährlich“ will ich es auch nicht bezeichnen, aber das Gelände forderte schon einen Zacken mehr Aufmerksamkeit.
Alex war voran in Rufweite, praktisch, so bekamen wir noch ein paar Bilder von uns vom Aufstieg.
Weiter oben wurde das Gelände noch schroffer, in Gipfelnähe galt es dann noch terassenähnliche Absätze zu überwinden, bevor es auf den schmalen Gipfelgrat zum großen Kreuz ging
Gipfel, Ziel, Jackpot!
Endlich oben. Gegen 10.30 Uhr hatten wir es geschafft: Wir standen auf den höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen. 2656m. Klasse
Während wir die ganze Zeit im Windschatten des Berges gelaufen waren und uns von der anderen Seite die Sonne leicht schwitzen ließ, sah es auf den Gipfel ein wenig anders aus: Ein eiskalter Wind flog uns bei einer Temperatur um den Gefrierpunkt regelrecht um die Ohren.
Aber die Belohnung für die Anstrengungen war ein wunderschöner Rundumblick bei wolkenlosen Himmel und einer grandiosen Weitsicht !
Trotzdem war schnell klar: Stundenlang werden wir hier oben nicht verbringen können.
Die letzte, mit zittriger Hand gemachte, Eintragung im Gipfelbuch zeigte, dass auch tags zuvor die Bedingungen ähnlich gewesen sein müssen. Aber he, es war schließlich Oktober und es hatte schon geschneit!
Dank fürsorglicher Wärmung der Akkus in der Hosentasche, funktionierten zum Glück Handy und Kamera genau zu den Zeitpunkt, der am wichtigsten war.
Trotz des Windes, wurde wieder die Drohne ausgepackt. Die Kleine hatte bei den starken Wind enorm zu kämpfen, lieferte aber uns die allerbesten Aufnahmen.
Bevor es nach vielen Fotos wieder nach unten ging, musste auf jeden Fall unser Gipfelschnaps geöffnet werden. Diesmal dachten wir noch zum Glück daran, denn die Flasche, die wir für den Rappenseekopf gekauft hatten, stand ,wegen unser Vergesslichkeit, immer noch im Kühlschrank. Mehr wie einen Schluck gab es aber nicht: 1. war es einfach viel zu kalt und 2. wir mussten ja wieder runter.
Der Abstieg bis zur Krottenkopfscharte bedeutete nochmal Konzentration. Auf diesen Weg nach unten, kamen uns die ersten Leute überhaupt an diesen Tag entgegen. Seit dem Start am frühen Morgen, hatten wir absolut niemanden gesehen. Und wenn sie kommen, dann immer auf einen Haufen. Von oben aus, konnten wir viele Bergwanderer sehen, die sich den Weg zu uns nach oben bahnten.
Von der Scharte aus, nahmen wir diesmal den richtigen Weg nach unten, vorbei an einer Stelle, an den Schmelzwasser nach unten kam und wir diesmal die Gelegenheit nutzten und unsere Wasservorräte auffüllten. Zu groß war der Durst nach den Abstieg vom Rappenseekopf.
Normalerweise wollen wir immer einen Rundweg laufen, aber das war diesmal leider nur schwer möglich. Also ging es auf den gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren.
Das war aber nicht schlimm, denn so boten sich öfters Gelegenheiten, die Drohne steigen zu lassen und die Gegen mal bei Helligkeit zu sehen.
Runterwärts geht es meist immer schneller als hoch und so brauchten wir, trotz mehrmaliger Foto-und Videopausen, rund 3 h, um vom Gipfel wieder zur Rossgumpenalm zu kommen.
Und wie haben wir uns auf das kühle Radler gefreut…Aber ne, sonnenhungrige Wandertouristen hatten schon ganze Arbeit geleistet und jedes Schlückchen Hopfengetränk bereits vertilgt. Alles ausverkauft. Toll, ganz toll. Vielen Dank für gar nichts.
Um nicht nur Bergwasser zu trinken, gab es schnell noch ein frisches und fruchtiges Getränk, ehe uns der Weg weiter in Richtung Holzgau führte. Nach ca. 45 min guten Schrittes erreichten wir schließlich unser Ausgangspunkt und trotz aller Befürchtungen, strafzettellos.
Trotz der recht geringen Distanz von 8,5km in eine Richtung, ging es mehr als 1500 Höhenmeter hoch. Das ist schon beachtlich. Trotzdem, empfanden wir die Tour als weniger anstrengend als zum Rappenseekopf. Diesmal spielten auch die Füße, auch dank der Pflaster, besser mit.
Was will und kann man zu dieser Tour sagen?
Lohnt es sich? Ohne jeglichen Zweifel! Da nimmt man auch die längere An-und Abfahrt gerne in Kauf (und kann nebenbei noch recht günstig tanken!)
Ein Vergleich zu den anderen Touren ist schwer möglich- zu sehr unterschiedlich sind die Streckenlängen, die Höhen und der Untergrund. Jede war einzigartig.
Aber diese hier, war schon wegen seiner Rundumsicht auf dem Gipfel, grandios.
Tipps
- Der Parkplatz an der Kirche ist top! Kostenlos und direkt am "Eingang"
- Wenn auf den Rückweg noch Zeit ist, den Klettersteig ausprobieren
auch dieser ist kostenlos nutzbar! Ja, wirklich! - Seile zum Festhalten gibt es äußerst selten
Bitte daher konzentriert auf-und absteigen! - Bei späteren Touren auf jeden Fall die Wetterverhältnisse beobachten!
Im Schatten der Berge ist es dann oft nasskalt und z.T. gefroren - Bei frühen Aufstiegen auf jeden Fall warm anziehen!
eine wärmende Mütze und Handschuhe sind Gold wert! - Tanken auf der Rückfahrt!
Der Unterschied zu Deutschland betrug Oktober 2021 über 20ct je Liter Super!
Tourdaten
Wichtig! Diese Angaben beziehen sich auf die von uns gemachten Tour!
Höhenmeter bis Gipfel
ca. 1550m
Streckenlänge
ca. 17,5km
Dauer
ca. 7h