Alpenüberquerung E5- Tag 7: Von Naturns nach Meran

29. Oktober 2023
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29. Oktober 2023 markus

Es war endlich soweit: Die wirklich letzte Etappe unserer Alpenüberquerung stand an.
Da Ziel war zum Greifen nah…Auf der auch kürzesten Etappe wollten auf einen der Höhenwege am Sonnenberg nach Meran wandern und dabei die herrliche Aussicht über das langgestreckte Tal genießen.

Die Tourbeschreibung

An einen herrlichen Morgen startete unsere letzte Etappe in Richtung Meran. Das vorhergesagte Wetter versprach uns Sonne satt und Temperaturen über 25 Grad. Beste Vorrausetzungen also für unseren „Endspurt“ zum Ziel. Mit einen guten Frühstück im Bauch ging es hochmotiviert wieder auf die Strecke.

Von unserer Unterkunft war es quasi nur ein Sprung über die Straße, Dort, zwischen einer Obstplantage, begann der ausgeschilderte Weg auf den Sonnenberg.

Und dann..naja, wie beide im morgendlichen Social-Media-Flow, ging Alex geradeaus und ich nach rechts…(gleich vorweg: einer von uns beiden war auf dem geplanten Weg und Alex war es nicht 🙂 ) Somit verloren wir uns gleich nach dem Start schon wieder aus dem Augen.
Und was macht man, wenn man keine Ahnung hat, wo der andere sich befindet? Erstmal den Weg weiterlaufen und sehen was passiert …

Ich für meinen Teil lief am Fuße des Berges an und zwischen den Plantagen, und fand gar nicht viel später die Wegmarkierung für den Weg, der bergauf auf den horizontalen Wanderweg mündete.
Für Alex ging es gleich bergauf. Die Logik und die Karte verriet uns, dass wir eigentlich irgendwann so wieder aufeinander treffen sollten.
Aber erstmal ging es auch für mich in der hochsteigenden Vormittagssonne auch den Weg recht steil aufwärts…

Mittlerweile konnten wir uns ,dank Handy, absprechen und trafen in der Nähe eines Aussichtpunktes wieder aufeinander: Alex hatte von Anfang mit einen Aufstieg zu tun und kam auf einen horizontalen Weg die letzten Meter gejoggt …so ist er eben.:)
Doch unterwegs hatte er auch viel Interessantes gesehen und ebenso tollen Weg wie ich erleben dürfen. Doch jetzt ging es endlich wieder zu zweit weiter. Unser gemeinsame Weg führte recht steil nach oben.

Glücklicherweise liefen wir die ganze Zeit an den bewaldeten Berghang, der uns vor der direkten Sonne gut schützte. Dennoch wurde es, gefühlt im Minutentakt, ständig wärmer. Nach rund 4,5km verließen wir den Wald und erreichten eine offene Wiese auf rund 950m Höhe. Schon ungeduldig erwarteten wir das erste größere Highlight dieser letzten Tour: einen Wasserfall, der sich auf rund 100 Höhenmeter weiter oben befinden sollte.

Schnell hatten wir die Wiese hinter uns gelassen und kamen wieder in einen Wald, in den wir nach rund 400m die ersten Wassergeräusche hören konnten. Noch ein eine kleine Kurve und wir waren da.
Welch ein herrlicher Anblick! Das Wasser stürzte 8 bis 1Om ein kleines Becken, in dem es sich erst beruhigte und als weiterer Wasserfall den Berg hinabstürzte.
Hier blieben wir ein kurzes Stück, genossen diesen tollen und erfrischenden Ort, der uns nach den schweißtreibenden Aufstieg wirklich gut tat.

Wir nahmen noch ein paar Schlücke des kalten Quellwassers, füllten unsere Wasserbehälter auf und machten uns wieder auf den Weg.

Keine 200m vom Wasserfall entfernt, teilte sich nun der Weg: Wohin nun? Hochwärts oder in Richtung Tal? Das GPS vom Handy der Uhr waren in diesen Moment nicht sehr präzise…Nach ein paar Metern bergauf, war aber klar, dass wir falsch waren. Schnell umgedreht (falsch laufen hatten wir ja schon mal) und ab ins Tal.

Es ging gleich recht steil wieder abwärts und schnell verloren wir die Höhenmeter. Ständig auf einen kleinen Weg und von Bäumen mehr oder weniger geschützt laufend (links ging es nach oben, rechts steil nach unten) kamen wir nach rund 1,4km bei der Texelbahn an und waren dabei fast 200m abgestiegen.
Bald darauf lichtete sich der Wald und der zum Teil steinige Weg wandelte sich in einen Wiesenweg. Vorbei an schönen Schaukasten, reich gefüllt mit Obstkonfitüren, Sirup, Wasserflaschen und einer Kasse des Vertrauens, erreichten wir den Schönleithof. Von hier aus hatte man einen ersten richtigen Weitblick ins Etsch-Tal mit Meran und den kleinen Vororten.

Von den kleinen Ferienhof kamen wir über eine Zubringerstraße in das Örtchen Salten, an dem auch der Zielbach entlang floß, der das Wasser vom weiter oben befindlichen Wasserfall Partschins ins Tal transportierte.
Direkt nach der Ortschaft, gingen wir wieder in den Wald und folgten den Partschinser Waalweg, wohl einen der schönsten Wege bislang: Vermutlich auch gespeist vom Wasserfall, begleitete uns, direkt neben den Weg fließend,  über mehr als einen Kilometer lang ein kleiner rauschender Bach bergabwärts. Dieses Wasser kühlte auch die Strecke merklich ab und das beruhigende Rauschen tat einfach nur gut.
Gleichzeitig bemerkten wir auch, dass sich die Art des Weges geändert hatte: Er war eindeutig besser angelegt und gepflegter als die Wege bisher, mit vielen Sitzmöglichkeiten und natürlich auch sehr gut ausgeschildert. Wir hatten somit die wenig genutzten Pfade verlassen und waren in der touristisch geprägten Umgebung von Meran angekommen.

Der kleine Bach endete irgendwo außerhalb des Waldes an einen der vielen kleinen Höfe, die inmitten von großen Plantagen lagen. Im gesamten Tal unter uns, weiter bis Meran und darüber hinaus (bis hin zum Gardasee entlang des Etsch) sah man nur noch Obstplantagen…Was für ein ungewohnter Anblick! Völlig anders als wir es kannten.

Zwischen und an den Plantagen führten uns die kleinen Wege, mal gut zu laufende Feldwege, aber auch mal asphaltiert, weiter bergab.
Nach rund 3 1/4h erreichten wir einen kleine Quelle, die zusammen mit einen kleinen Rastplatz im wohltuenden Schatten lag. Und das ist in Italien eben richtig klasse: Ein kleines Schild „Frisches Quellenwasser zum Trinken“ und man konnte sich sicher sein, dass man hier einen sauberen, kühlenden Schluck nehmen konnte. Fast unvorstellbar bei uns zu Hause. Dort würde, bürokratisch korrekt und rechtlich unantastbar, das Schild „kein Trinkwasser“ stehen…Wie sehr doch diese Unterschiede sind…

Nach einer kleinen Pause an der Quelle, erreichten wir nur kurze Zeit später ein weiteres Waldstück, das auch gleichzeitig das letzte unserer Tour sein sollte. Unter der Sesselbahn Algund-Vellau hindurch, trafen wir kurz darauf auf den Grabbach, der irgendwo oberhalb bei rund 1750m entsprang und nun ins Tal rauschte. Wir nutzten nun den parallel zum Bach verlaufenden Grabbachweg, um recht schnell ins Tal zu kommen.

Eine Unmenge an scheinbar hochpreisigen Hotels und Unterkünften konnten wir nun auf unseren Weg bergab bestaunen: Herrlich angelegte Anlagen inmitten der so herrlichen Plantagen.

Nach rund 150 Höhenmeter tiefer, erreichten wir die alte Landstraße in Algund…damit verließen wir auch den letzten Wanderweg unseres Abenteuers und machten uns nun entlang der normalen Verkehrsstraße in Richtig Meran auf…

Ein wenig mehr als einen Kilometer entlang dieser Straße und vorbei an neugebauten Hotels, alten Gebäude in den so typischen mediterranen Stil, erreichten wir den Ortsrand von Meran…Es ist schon ein besonderes Gefühl, das man bekommt, wenn man nach so vielen Kilometern endlich am Ortseingangschild steht…

Vorbei am Bahnhof, ging es weiter in Richtung Stadtzentrum…Da es leider kein offizielles Ende des E5 gibt, legten wir uns selbst mit der Touristinformation, die im Kurhaus untergebracht ist, als unser Ziel fest.
Am Andreas-Hofer-Denkmal vorbei, kamen wir auf die Meinhardstraße, die uns bis ins Stadtzentrum brachte. Weiter liefen wir durch eine belebte Straße mit viel Gastronomie von der das Kurhaus schon greifbar nach war. Noch ein mal abbiegen und wir waren da…

Da erreichten 2 Typen mit ihren Rucksäcken und Wanderstöcken nach über 190km zu Fuss endlich ihr Ziel…Ein Wahnsinn! Wir hatten es geschafft! So viele Mühen, Strapazen, so viele bezwungene Anstiege und nun hatten wir es geschafft…und nirgends weit und breit eine kleine Information über den E5…nicht mal in der Tourismusinfo…nichts! Das trübte wirklich unseren Erfolg. Wir hätten uns so gewünscht, am Ziel irgendwas ergattern zu können…eine Urkunde, eine kleine Medaille vielleicht oder irgendwas in dieser Art… so als kleines Erinnerungsstück, dass uns später erinnert, was wir zusammen geschafft haben…

Aber nein, nichts. Aber das Erlebte wird uns zumindest immer im Gedächtnis bleiben.

Und was macht man, um sich nach einer solchen tolles letzten Etappe selbst zu belohnen? Richtig! Ein typisch italienisches Essen, ein Meraner Forst-Bier und Wein.

Trotz der vielen Touristen, hatten schon einige Restaurants nach dem Mittagsgeschäft geschlossen. Und die, die einigermaßen passten, hatten kein Meraner Bier. Nach einigen Suchen, wurden wir schließlich in der Nähe der Meraner Pfarrkirche und gegenüber des Palais Mamming, das Stadtmuseum, fündig.
Auffallend durch unsere Wandersachen und Rucksäcke, völlig untypisch inmitten der vielen Touristen, schnappten wir uns ein herrliches Plätzchen. Durch ein kleines Missverständnis hatten wir schließlich je 2 große Forst-Radler auf dem Tisch stehen, zu denen sich kurze Zeit später noch je ein Glas Wein gesellte. Abgerundet mit einen leckeren Essen, genossen wir hier unseren Erfolg.

Schließlich hatten wir bis zur Abfahrt unseres Busses nach München noch ein wenig Zeit. Diese nutzten wir, um uns in den Gassen der so schönen kleinen Stadt nochmal umzusehen.
Bei der Meraner Therme ließen wir uns dann nieder und warteten die kurze Zeit. Am kleinen Busbahnhof dahinter, sahen wir einige bekannte Gesichter, die wir in den letzten Tagen zum Teil mehrmals gesehen haben. Viele davon waren am Tag vorher bereits hier angekommen und hatten sich noch einen Tag Erholungszeit hier gegönnt.

Für uns jedoch, schloss sich beim Einsteigen in den Bus dieses Kapitel schon am Tag der Ankunft.
Die Heimfahrt, ob in Bus oder mit der Bahn, war unkompliziert und verlief problemlos…

Das war’s also…Abenteuer E5- die Alpenüberquerung…geschafft, Haken dran und auf zu neuen Erlebnissen!

Fazit

Eine Etappe, wie sie schöner kaum hätte sein können!
Welch ein Unterschied zu den vergangenen Tagen…Weg von felsigen Bergen und dafür das Eintauchen in das mediterrane Klima von Südtirol. Weg von Steinwüsten und Wiesen und rein in eine Gegend, in der die Obstplantagen bis zum Horizont reichen.

Es war etwas ganz Besonderes, in diese völlig gegenteilige Welt einzutauchen, wie wie sie die Tage vorher erlebt haben: Schöne Wanderwege, tolle Aussichtspunkte mit Ausblicken weit über das Etsch-Tal, die Gebäude, von der es eine gute  Mischung aus Alpenhof, italienischen Stil und neuer Architektur  gab und dazu das herrliche Wetter.

Einzig allein die Tatsache, dass in Meran absolut nichts auf den E5 hindeutete, obwohl der Abschnitt Oberstdorf-Meran der beliebteste Teil des Fernwanderweges ist, ist mehr als schade. Hier besteht absoluter Nachholebedarf.

Um den Ort erleben und auch genießen zu können, lohnt sich auf jeden Fall eine Übernachtung am Ende der Tour, was wir leider nicht machen konnten.
Und selbst wenn man nicht auf den E5 unterwegs sein sollte, der sollte hier mal Urlaub machen: Eine Vielzahl von Möglichkeiten laden dazu förmlich ein.

Art der Strecke

Abwechselnd Waldboden und steiniger Untergrund, befestigt, in Stadtlage und zu den Höhenpunkten zum Teil asphaltiert

Wegweisung /Ausschilderung

Zum Teil gut ausgeschildert. Da diese Tour bei Komoot zu finden und zum Teil abseits der ausgeschilderten Wege stattfand, ist Handy, GPS oder Karte wichtig!

Einkehr-/Trinkmöglichkeiten

Bis zum Rand von Algund gibt es zwar viele Sitzmöglichkeiten, aber, bis auf den Wasserfall, auch keine anderen Quellen.
Das ändert sich dann jedoch und man kann, typisch italiensich, an den vielen Brunnen Wasser holen.

Sobald man in die besiedelten Bereiche kommt, gibt es dann auch viele Einkehrmöglichkeiten.

Tipps

  • Sonnencreme und Kopfbedeckung nicht vergessen!
    Auf der Horizontale gibt es kaum Schatten und die Sonne reflektiert am Fels! Hitze pur!
  • Immer Getränke nachfüllen!
    Unterwegs gibt es wenige natürliche Nachfüllmöglichkeiten, daher muss man in den Gaststätten Wasser kaufen
  • Die Webseiten der Gastronomie vorher checken!
    Viele machen erst in der Mittagszeit auf oder haben unvorhergesehen geschlossen. Fatal, wenn man sich auf ein kühles Getränk freut
  • Die Tour teilen!
    Um die Aussichten und die guten Wege zu genießen, sollte man die Strecke auf 2 Tage aufteilen. Oder nur bis zur Papiermühle wandern.
  • GPS, Karte oder Handy ist wichtig!
    Nutzt man nicht ausgeschilderte Wege, sind Orientierungshilfen wichtig! Man kommt zwar immer wieder nach Jena...nur eben wann?

Höhenmeter bis zum Ziel

760m bergauf, 960m bergab

Streckenlänge

17,6km

Dauer

Gehzeit inkl. kurzer Pausen: etwa 5h

Die Tour bei Komoot

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