Die 2. Etappe der Alpenüberquerung 2023 oder auch die 4. Etappe insgesamt stand an.
Nach unseren Start in Zams und den langen Weg vom Venet hinunter ins Pitztal und zur Ludwigsburger Hütte, sollte es diesmal weiter durch das Pitztal bis hin nach Mittelberg gehen, um von dort aus zur Braunschweiger Hütte, vermutlich einer der schönst gelegenen Alpenhütten aufzusteigen…immer im Hinterkopf, dass im vergangenen Jahr nach der 2. Etappe wir abbrechen mussten…
Die Tourbeschreibung
Trotz unserer langen Tour vom Vortag und unserer Müdigkeit am Abend, konnten wir beide nachts kaum schlafen. Die Augen waren zu, aber einschlafen war nicht. Untergebracht im Bettenlager, schliefen wir gefühlt gar nicht, auch wenn unsere Uhren uns am nächsten Morgen irgendwas von leichten Schlaf und 30min Tiefschlaf erzählen wollten.
Dennoch, beim Aufstehen, war eine deutliche Erholung spürbar, völlig anders als auf der Memminger Hütte im Vorjahr.
Das Ausruhen im nicht so großen Bettenlager hatte also etwas gebracht…
Nach einen guten Frühstück, verließen wir diese schöne Hütte gegen 8 Uhr und machten uns auf den Weg bergab. Uns standen nun rund 28km bevor, davon war der Großteil im flachen Pitztal zu laufen. 11h bräuchten wir dafür…meinte Komoot uns sagen zu müssen. Allerdings wussten wir bereits vorher, dass wir im Tal schnell wandern konnten- Zeit die wir auch sparen mussten, denn erst 19 Uhr auf der Hütte anzukommen, war uns echt zu spät.
Nach nicht mal einer Stunde Abstieg über den normalen Weg, hatten wir das Tal erreicht und konnten so nun richtig „loslegen“.
P.S.: Hatten wir übrigens erwähnt, dass wir die ungefähr 600 Höhenmeter am Vortag hoch und nun wieder runter gelaufen sind, nur der Unterkunft halber? Wir hatten im vergangenen Jahr in St. Leonard eine Unterkunft gefunden, die dieses Jahr jedoch ausgebucht war. Also ohne das Pech des letzten Jahres, hätten wir die Ludwigsburger Hütte nie kennengelernt…
Bis nach Mittelberg hatten wir nun rund 19km leicht ansteigendes Pitztal vor uns, das Wetter schien super zu werden, aber wenn beim Start die Sonne sich noch hinter dem Bergen versteckte und nur langsam das Tal mit Licht füllte.
Nun, um es knapp zu machen: Das Pitztal ist schön! Überall Wasserfälle, die von den umliegenden Bergen ins Tal prasseln, viele kleine hübsche Ortschaften, saftig grüne Wiesen wohin man nur schaut und ein wunderbar, mit feinen Kies, ausgebauter Wander-und Radweg, auf den wir nun, immer den rauschenden Pitzbach an unserer Seite, unterwegs waren.
Recht schnell waren die langen Oberteile ausgezogen und wir liefen, recht schnellen Schrittes, das Pitztal hoch: Durch St. Leonard, Plangeroß bis hin nach Mandarfen.
Nach rund 15 Kilometern/ rund 3,5h nach unseren Start auf der Ludwigsburger Hütte, machten wir eine kleine Verschnaufpause. Hier tranken wir unsere Trinkmahlzeiten, die wir vor der Tour gekauft und einfach mal probieren wollten und ruhten uns kurz aus. (Im Übrigen hatten wir schon das Gefühl, dass diese Flüssignahrung wirklich etwas bringt. Hunger hatten wir keinen mehr und auch die Energie schien wieder aufgefüllt zu sein…gut ok, wir hätten mit einen Placebo den Gegentest machen können, haben wir aber nicht)
Ansonsten gab es bis hin nach Mandarfen wirklich nicht viel berichten… es war eben ein recht ereignisloses Wandern in einer schönen Gegend.
In der kleinen Ortschaft wechselten wir die Bachseite und liefen bis zum Ende der Pitztalstraße, die schließlich in einen Wirtschaftsweg für die nah gelegene Gletscherstube mündete.
Die Gletscherstube ist eine beliebte und auch gleichzeitig die letzte Einkehr-und Erholungsmöglichkeit, bevor es nur noch nach oben geht. Hier nahmen wir uns die Zeit für ein Radler und füllten gegen Gebühr unsere Trinkblasen auf.
Und dann galt es: Ab in die Höhe, ab in Richtung Braunschweiger Hütte…
Zur Braunschweiger Hütte, gleichzeitig die höchst gelegene Hütte des E5, führen 2 Wege: Einmal am Wasserfall vorbei und dann noch über den Jägersteig. Diese beiden Routen unterscheiden sich in Länge kaum und treffen dann rund 1,2km vor der Hütte wieder zusammen.
Wir entschieden uns für den Jägersteig und erlebten einen tollen, aber anstrengenden Aufstieg über fast 1000 Höhenmeter.
Der Pfad nach oben ist ein typischer Aufstiegsweg: Ein fester Untergrund mit Steinen unterschiedlichster Größe durchsetzt, an Wasserfällen vorbei und auch über ein Geröllfeld führend. Hier musste man schon aufpassen, denn ein falscher Tritt und der Fuß konnte schnell mal umknicken.
Umso unverständlicher, wenn uns wieder Tageswanderer mit leichtester Bekleidung und zum Teil mit Flipflops entgegenkamen. Trotz der prallen Sonne wieder ohne Kopfbedeckung… Wahnsinn…aber das Thema hatten wir ja schon beim Podcast besprochen…
Richtig Klasse: Die tolle Markierung und Präparierung der Stecke. Hier wurden in Handarbeit Stufen angelegt und möglichst viele Gefahrenstellen beseitigt. So trafen wir weiter oben auf 2 Mann, die für die Alpenverein und dem österr. Pendant, genau solche Stellen präparierten. Ein kurzes Gespräch und den beiden wurde aus Dank ein Schluck vom Gipfelschnaps gereicht, den wir, wie immer, dabei hatten.
<<<Wenn euch also auch mal solche Leute begegnen, die für uns diese Arbeit machen, dann sagt einfach nur kurz Danke!- sie werden sich sicher darüber freuen.>>>
Für uns ging es weiter bergauf…aber unsere Pausenabstände wurden kürzer und die Halte länger. Ohne Schatten und mit zunehmender Höhe, wurde der Aufstieg immer schweißtreibender.
Natürlich ein großes Highlight: Der erste freie Blick auf den Gletscher. Einfach atemberaubend diese Eismasse. Gleichzeitig umso erschreckender, als wir später erfuhren, wie sehr er in den vergangenen Jahren geschrumpft ist…
Nach weiteren anstrengenden Metern, sahen wir endlich weit oben unser Tagesziel: Die Hütte thronte richtig über den Tal, kaum auszudenken, welche Aussicht uns bald erwartete.
Meter um Meter kämpften wir uns wirklich nach oben, bis wir endlich, nach 8,5h und 28km die Braunschweiger Hütte erreichten. Erst hier oben konnten wir den Blick auf den 2. Gletscher, den Ötztaler Gletscher werfen. Welch ein Rundblick! Irre.
Und wir hatten tatsächlich die, von Komoot angegebene, Zeit um unglaubliche 3,5h unterboten. Toll!
Endlich raus aus den Stiefeln und ab zur Anmeldung. Das Zimmer wurde zugewiesen und es gab eine Nummernkarte, mit der man später die Getränke und das Essen zuordnen konnte.
Erstmal das Zimmer beziehen und dann schnell auf die Terrasse und das wohlverdiente Radler genießen.
Wir hatten übrigens Glück mit der Reservierung. Im Frühjahr war bereits alles in unseren Zeitraum ausgebucht, also kamen wir wieder auf die Warteliste. Und irgendwann kam dann mal unerwarteter Weise die Mail, dass 2 Plätze frei geworden sind. Ohne zu überlegen und ohne nachzusehen, was überhaupt frei wurde, haben wir natürlich sofort zugeschlagen und kamen so zu unseren Plätzen auf der Hütte.
Warum ich dass nun erwähne…Nun, wir kamen in das Zimmer…2 Doppelstockbetten. Irre! Das alleine ist ja schon genial. (beim nochmaligen Lesen der Mails, wurde uns dann auch klar, dass die Zimmervergabe kein Zufall war und wir tatsächlich ein Mehrbettzimmer statt die Bettenlagers bekommen habe. Toll.
Aber das Beste kommt ja noch: nur wenige Schritte waren es bis zum Fenster…aufgemacht und gestaunt. Was für ein Ausblick direkt auf den Gletscher. Welch ein irres Glück wir hatten: erst das 4-Bett-Zimmer und dazu dieser sagenhafte Ausblick. Dieses Glücksgefühl sorgte noch länger für ein breites Grinsen im Gesicht. Wir teilten uns das Zimmer mit einen netten und jungen Pärchen, die ebenso auf dem E5 unterwegs waren. (Grüße an dieser Stelle an euch, falls ihr das lest!)
Ohne noch weiter Zeit verlieren zu wollen, war unser nächster Weg zur Terrasse, auf der sich bereits viele Wanderer niedergelassen hatten und das wunderschöne Sommerwetter genossen.
Das Radler wurde samt dem Essen (wieder a la Carte) bestellt. Lecker. Beides. Richtig lecker. Das hatten wir uns verdient.
Nach der wohltuenden Stärkung ging es kurz zurück ins Zimmer, Geräte aufladen und ab unter die Dusche.
Frisch duftend ging es danach nochmal raus, auch wenn die Sonne langsam unterging und es spürbar kälter wurde. Alex machte noch ein paar tolle Aufnahmen mit der Drohne und ein letztes Video des Tages wurde aufgenommen, ehe uns die gesunkenen Temperaturen nach innen drängten.
Zum Tagesausklang fanden wir uns nochmal im volle Gastraum der komplett ausgebuchten Hütte ein, eher wir schon recht zeitig zu Bett gingen und somit dieser Tag seinen Abschluss fand.
Fazit
Ein richtig toller Tag in den Bergen! Bestes Wetter, eine wunderschöne Strecke im Pitztal, tolle Landschaft wohin man nur sah und es ebenso schöner, wie aber auch anstrengender Aufstieg zu der herrlichen Braunschweiger Hütte.
Alleine die Lage der Hütte ist den Aufstieg wert. Einfach nur Wow. Wir waren echt hin und weg.
Überall sah man die Gletscher, hohe Berge, vor der Terrasse relaxten die Wanderer auf Liegen nach den mühsamen Aufstieg oder genossen das Bier auf der Sonnenterrasse.
Die Bilder sprechen aber sicherlich für sich, auch wenn sie dieses Flair nicht wiedergeben können, das man dort spürt.
Höhenmeter bis zum Ziel
1550m bergauf, 750m bergab
Streckenlänge
28,1km
Dauer
Gehzeit inkl. kurzer Pausen: 8h30min