Mallorca #5: Regenwahnsinn! Rundwanderung zu den Hexenhöhlen

28. Juli 2024
28. Juli 2024 markus

Eine Hexenhöhle an der Steilküste, eine verlassene Hütte und eine einsame Schlucht- na wenn da keine abenteuerliche Wanderung herauskommt…

So oder ähnlich müssen meine Gedanken gewesen sein, als ich am Vorabend der Tour kurz nach dem Abendessen die Komoot-App öffnete und mir eine Tour für den darauf folgenden Tag suchte.

Auch wenn minimaler Regen voraus gesagt war, über den Tag sollte das Wetter überwiegend stabil und trocken bleiben.
Also ab in den kleinen Mietwagen und los ging es.

Die Tourbeschreibung

Auf halber Strecke zwischen Port de Pollenca und den Cuber-Stausee, den ich einen Tag zuvor besucht hatte, lag das Weingut Mortitx, welches den Namen der Schlucht trägt, die kurz dahinter beginnt.

Auch wenn der kleine Platz im Eingangsbereich verlockend zum Parken ist, ist es dort leider untersagt. Stattdessen stellte ich den kleinen Fiat Panda, auf der anderen Straßenseite, auf einen der wenigen freien Flächen entlang der Straße, ab, musste aber sehr aufpassen, weil die Fahrbahn und die Stellfläche durch einen nicht gerade kleinen Absatz voneinander getrennt wurden- definitiv nichts für Autos mit wenig Bodenfreiheit.

Durch das Weingut verlaufend, begann also die Tour, die mit 10km Länge nicht wirklich lang war.
Zwei Zaunüberstiege trennten einen weideähnlichen Abschnitt vom Rest ab- und kurze Zeit später war von den Fincas des Weingutes nichts mehr zu sehen.
Nur wenig später begann der eigentliche Weg in die Schlucht- wie ich später erst sah, war dieser bei Komoot als T5 beschrieben…eine Lehre, die ich von dieser Tour später zog, war auf jeden Fall auf die Wegeeinstufung zu achten…

Rein also in den Wahnsinn…Den Weg, im Grunde aber nur ein schmaler Pfad, war auf Komoot zwar gut zu erkennen, in natura musste ich höllisch aufpassen, denn nur kleine Steinhaufen deuteten den richtigen Weg.
Dazu kam das absolute Dschungelfeeling…dicht an dicht standen, hüfthoch, Büschel von fiesen und scharfkantigen Gras, die meine Beine schnell aufschnitten.
Immer wieder musste ich mich neu orientieren und den nächsten kleinen Steinhaufen suchen.

Anfangs war dieser Dschungel dominierend, erst nach und nach kamen immer größer werdende Felsen hinzu.
Nach nicht langer Zeit schlängelte ich mich zwischen den Felsen vorbei, hüpfte von Steinblock zu Steinblock oder kletterte einige Meter hoch- oder wieder runter.

Das Vorankommen war schwierig und langsam. Bloß nicht den Weg aus den Augen verlieren…

Dachte ich mir noch und in einen wirklich kurzen Moment der Unaufmerksamkeit, achtete ich nicht mehr auf die Steinhaufen, sondern folgte einen Weg oder zumindest etwas, was so aussah….
Es kam wie es kommen musste: ich hatte die Route verlassen und begann nach den Steinen zu suchen, die den Weg markierten. Blöderweise kann man nicht immer zwischen natürlich entstandenen Steinhaufen (gibts das überhaupt) und den eigentlichen Markierungen unterscheiden.

Schnell war aber klar wo ich mich befand und wo der eigentliche Weg entlang führte…

Bilder der Drohne

Ich machte mir einen Plan, um wieder auf die Route zurück zu kommen, musste dafür leider aber noch ein wenig absteigen, weil rechts von mir eine felsige Wand verlief und hier kein Aufstieg möglich war.
Also ging es, manchmal schon akrobatisch, über zum Teil scharfkantige Felsen weiter bergab, ehe ich mit anschließender nicht immer einfachen, Kletterei endlich wieder auf eine Steinmarkierung stieß.
Es war schon ein gutes Gefühl, nicht mehr abseits der regulären Pfade, gefühlt im Nirgendwo, zu laufen.

Bald kam endlich mein Ziel dieser Tour, die Steilküste mit den markanten Felsen, zum Vorschein. An einer Kante des Pfades angekommen, blickte man recht plötzlich in das breite, mit Gräsern überwachsene Tal mit der kleinen verlassenen Hütte im Mittelpunkt.

Endlich raus aus den Felslabyrinth…

Der Abstieg zur Hütte war nicht weniger spannend als wie der Großteil der Tour bislang: Der Weg ging zum Teil steil abwärts, lt. Komoot bis mehr als 20%.
Beim Erreichen des Tals ging der Blick nochmal kurz zurück auf diese große Felswand, die ich gerade abgestiegen war. Es ging durch ein altes und ausgetrocknetes Flussbett ehe die zerfallene Hütte, als markanter Punkt der Tour, erreicht war.

Anzusehen gab es bei der Hütte nicht wirklich viel: Ein paar Mauern, ein wenig altes Dach- fertig.
Eigentlich hatte ich wegen des recht abenteuerlichen Hinweges die Nase schon voll, aber mit der Steilküste vor der Nase, raffte ich mich auf und machte mich auf den letzten Abschnitt zu den Hexenhöhlen.

Felsigen Untergrund gab es nun nicht mehr, sondern hatte das Terrain eher den Stil des anfänglichen Weges mit den scharfkantigen Grases und des leicht sandigen Untergrunds.
Aber egal, auf zu den Klippen!

Bilder der Drohne

Eine kleine freie Fläche nutzte ich gleich, um noch einmal die Drohne steigen zu lassen und ein paar Videos und Fotos der Hütte und der Umgebung zu machen.
Der Weg zur Steilküste verlief noch über einen großen Absatz, an der sich gerade 2 Ziegenböcke duellierten. Die Drohne hatte ich gar nicht erst eingepackt und nun versuchte ich unfallfrei diesen Absatz mit der Mini in der Hand abzusteigen, was glückerlicherweise auch gelang.

Hier startete ich nochmal zu einer kleinen Rund entlang der Küste und der markanten Felsen, in der sich die Hexenhöhlen befanden.

Bilder von der Drohne

Lange blieb ich jedoch nicht an dem Steilhang, denn über den Gebirge wurde es immer dunkler. Also wurde die Drohne wieder schnell verpackt und es ging zur kleinen Hütte zurück.
An dieser führte der Weg, diesmal recht gut erkennbar, durch die westliche Schlucht zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war.

Als ich durch ein ausgetrocknetes Bachbett ging, merkte ich schon den ersten leichten Regen, der auf mich heruntertropfte.
Solange es bei den ein paar Tropfen blieb, wäre es gar nicht schlimm, dachte ich mir zu diesen Zeitpunkt noch. Der leichte Nieselregen hörte aber doch bald wieder auf.

Beim Erreichen der Felsen war dann Feierabend mit den Weg…Ab sofort ging es oftmals kletternd über Felsstücke in allen möglichen Größen, die irgendwann mal von den Hängen links und rechts in die Schlucht fielen.

Zum Teil schon fast eingewachsen, war es nicht immer einfach, den richtigen Weg sofort zu finden.
Und natürlich gab es eine Fortsetzung des Nieselregens von kurz zuvor: Die Tropfen wurden größer und intensiver-

Der Spaß ging los…

Es fing nicht an mit regnen, nein, das wäre untertrieben, man könnte meinen, dass irgendjemand Eimer und Eimer Wasser über mir ausgoss.
Mein Rucksack, Tasche und meine Kleidung sowieso, waren innerhalb kurzer Zeit komplett durch…

Dazu kam, dass die Felsen durch die Nässe immer klitschiger wurden und das Wasser, welches mir entgegenkam, auch immer mehr wurde. Es bildeten sich schnell kleinere Gumpen, deren Wasserstand immer mehr stieg. Zum Glück konnte ich denen noch über die umherliegenden Felsen umgehen- ich war froh, dass ich scheinbar noch rechtzeitig den Rückweg angetreten habe, nicht auszumalen wie es in der Schlucht nur eine halbe Stunde später ausgesehen hätte…

Und der Pfad ging immer weiter bergauf und ein Ende war noch nicht in Sicht.

Vorbei ging es an einen Baum, der irgendwie an einen Felsen wuchs.
Nach rund 7,4km war schließlich doch das Ende der Schlucht erreicht…Es regnete immer noch „wie aus Eimern“ und der nun wieder erkennbare kleine Weg hatte sich in ein Pfützenmeer verwandelt.

Meine, durch das scharfkantige Gras, aufgeschnittenen Beine brannten mittlerweile merklich, aber was nützte ein Jammern bei dem Niederschlag?
Die Umgebung war nun deutlich flacher und weiträumiger. Eine Schafherde, die in der Nähe graste, schauten mich ein wenig verdutzt an: Klar, ich war auch der Einzigste weit und breit und dazu noch einer, der bei diesen strömenden Regen lachend an ihnen vorbei ging.
Ich war ja mittlerweile an einen Punkt der Nässe angelangt, bei der mir das Wetter völlig egal war. Irgendwann findet man sich nämlich mit dem Regen einfach nur ab, denn nasser konnte ich ja eh nicht mehr werden. Glücklicherweise war es trotzdem recht warm geblieben. Hätte es sich durch den Regen noch deutlich abgekühlt, wäre es eine völlig andere Situation gewesen.

So langsam kam ich auch wieder in der Nähe des Weingutes. Auf den vormals befestigten Wegen, kamen mir richtige kleinen Bäche entgegen, aber wie gesagt: Mir war es mittlerweile egal.

Kurz vor dem Parkplatz dachte ich an die vielen Radfahrer, die ich vor Beginn meiner Tour gesehen hatte ich die höchstwahrscheinlich dem gleichen Starkregen ausgesetzt waren wie ich auch.
Am Auto endlich wieder angekommen, bemerkte ich, dass sich selbst die Landstraße MA-10, auch zu einer fast durchgehenden Wasserstraße entwickelt hatte.

Im Auto ging es dann heimwärts viel bergab, raus aus den Gebirge. Klimaanlage und Scheibenwischer auf höchste Stufe gestellt, hatte ich einen kleinen Plastikbeutel auf den Sitz gelegt, um den nicht komplett mit meiner nassen Hose zu durchweichen.
Viele der Radfahrer fuhren nur noch langsam den Berg herunter, da ihre dünnen Reifen schon arge Probleme mit dem Aquaplaning hatten. Auch weichten die Hänge an Seiten der Straße bereits auf, so dass es öfters zu kleineren Steinschlägen kam.

Nach einer halben Stunde hatte ich das „rettende“ Hotel erreicht und hoffte nur, dass der kommende Tag weniger regenreich ist.

Fazit

Wer Abenteuer sucht, den kann man zu dieser Tour nur raten!
Jedoch sollte man auf lange Hosen auf keinen Fall verzichten, auch nicht den Fehler machen (so wie ich) die Tour alleine zu laufen.
Aber zumindest sollte man irgendjemanden eine Info geben, wohin man geht und wie die geplante Strecke ist.

Denn: Es gibt keinen Handyempfang und ich selbst war die gesamte Tour völlig alleine. Nicht eine Person bekam ich zu Gesicht.
Das Terrain birgt einige Gefahren- einmal vom scharfkantigen Felsen abgerutscht oder nur mal kurz umgenickt, das reicht um in echte Schwierigkeiten zu kommen.

Berücksichtigt man das alles, taucht man auf dieser Tour in unberührte Natur ein, kommt in eine schöne Felsenlandschaft und kann an der Steilküste den Meeresrauschen lauschen.
Bedingt durch den Regen und die dadurch erhöhte Unfallgefahr, war ich, trotz der geringen Streckenlänge, recht froh wieder aus der Schlucht heraus zu sein.
Unter guten Bedingungen und unterwegs zu zweit oder mit mehreren Leuten, kann sich diese Tour natürlich zu einen echten Erlebnis entwickeln.

Art der Strecke

Fester Boden mit scharfkantigen Gräsern bis hin zu felsigen, z.T. sehr scharfkantigen Untergrund

Wegweisung /Ausschilderung

Augen auf ist ganz wichtig! Steinhaufen kann man als Orientierung nutzen, ansonsten muss man regelmäßig auf Komoot & Co. beachten, ansonsten verliert man schnell die Route

Einkehrmöglichkeiten

gibt es nicht. Viel Wasser sollte man bei höheren Temperaturen mitnehmen.

Fotospots

Die Felsenlandschaft kann schnell langweilig werden, die Steilküste ist aber ein guter weiterer Spot.
Drohnenfliegen ist problemlos möglich, bzw. lt. App gibt es keine Einschränkungen.

Anspruch

Viel Auf und Ab in der felsigen Landschaft. Klettereinlagen können vorkommen- hier muss auf die z.T. scharfen Felskanten aufgepasst werden.

Parken, Anfahrt

Gegenüber vom Weingut gibt es einen kleinen Stellplatz, sonst ist ein längerer Anmarsch nötig

Tipps

  • Andere über die Tour informieren!
    Bei Null Handyempfang und wenig Wanderbetrieb kann jede Unachtsamkeit zu echten Problemen führen
  • Wasser mitnehmen!
    Es gibt keine Möglichkeiten, Wasser nachzufüllen
  • Wetter vorher unbedingt checken!cken!
    Auf dem Rückweg kann Starkregen den Weg abschneiden.
  • Den Pfad nicht aus den Augen verlieren!
    Unbedingt sich an den Steinhaufen und an den Karten orientieren!
  • Lange Hosen anziehen!
    Die Gräser sind teilweise hüfthoch und sehr scharfkantig

Höhenmeter bis zum Ziel

620m bergauf, 620m bergab

Streckenlänge

rund 9,2km

Dauer

Gehzeit inkl. kurzer Pausen: rund 4h30min

Die Tour bei Komoot

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